ROM IM JAHR DER BARMHERZIGKEIT

“Alle Wege führen nach Rom”, sagt ein altes Sprichwort, das auf diese Weise die Großartigkeit und die Bedeutung Roms als “caput mundi”, als Hauptstadt der Welt mit seiner 3000jährigen Geschichte hervorhebt. Diesem Motto folgend machte sich unlängst eine Pilgergruppe mit fast 50 Personen aus dem Pfarrverband Stiftland Berchtesgaden unter der Leitung von Pfarrer Msgr. Dr. Thomas Frauenlob auf den Weg in die ewige Stadt, um entlang der vier heiligen Pforten nicht nur das geistliche Rom zu erleben, sondern au160505_romfahrt02ch ein wenig vom größten Kunstparcours der Welt zu erfahren.

Gleich nach der Ankunft am Flughafen Fiumicino (Leonardo da Vinci) ging es mit dem Bus zur Basilika San Paolo fuori le mura (St. Paul vor den Mauern), wo die erste Heilige Pforten durchschritten wurde. Die Kirche galt bis zum Neubau der Peterskirche als größte und schönste Kirche Roms, reich mit Mosaiken und Malereien geschmückt. 1823 brannte die Kirche ab. Wenig blieb verschont, darunter die einmalige Apsis. Im neoklassizistischen Neubau befindet sich unter dem Ziborium, dem Hauptaltar, das Grab des Apostels Paulus!

Seit dem 5.Jh. ist es üblich, oberhalb des Säulenfrieses Porträts der Päpste in Mosaikmedaillons anzubringen. Als der Platz für neue Bilder knapp wurde, kam die Legende auf, dass die Welt bald zu Ende gehe. Man schaffte unterhalb genügend Raum für weitere Medaillons, und so ist die Welt vorläufig gerettet.

Der erste Eindruck von der Dimension einer römischen Basilika wurde noch am gleichen Nachmittag weit übertroffen, als die Pilgergruppe die Heilige Pforte des Petersdoms durchschritt und diesen unter den sachkundigen kunsthistorischen Erläuterungen von Pfarrer Frauenlob besichtigte.

      Pilgergruppe

Schwer zu beschreiben ist das Gefühl beim Blick hinauf zur gewaltigen und grandiosen Kuppel des Michelangelo. 120m hoch wird sie von mächtigen Pfeilern getragen. In ihren vier Nischen sind vier prächtige Heiligenfiguren aufgestellt, darunter auch der hl. Andreas. Über dem Papstaltar mit dem „heiligen Stuhl“ erhebt sich der von Bernini geschaffene Baldachin aus Goldbronze, gegossen aus der Bronzeverkleidung der Vorhalle des Pantheon, was zu dem berühmten Spottvers auf den Barberini-Papst Urban VIII führte: „Was die Barbaren nicht getan haben, das hat der Barberini getan!“

Beeindruckend war für alle neben den prächtigen wie imposanten Papstgräbern vor allem der Blick auf Michelangelos Meisterwerk “La Pietà”. Das Verweilen im Petersdom bedeutet für jeden Christen ganz besonders, tiefes Erlebnis. Wahrscheinlich nur zu übertreffen vom Betreten des von Gianlorenzo Bernini geschaffenen Petersplatz mit dem Besuch der wöchentlich Generalaudienz von Papst Franziskus. Für viele war es ergreifend, den Papst aus unmittelbarer Nähe zu sehen und etwas von dessen Ausstrahlung mitzunehmen.

160505_romfahrt01       Dem Papst ganz nahe

Am Nachmittag stand das barocke Rom auf dem Programm: Piazza Navona mit Berninis Prunkstück, Vierströmebrunnen, gekrönt von einem Obelisken sitzen dort die Flussgötter Donau, Nil, Ganges und Rio dela Plata. Mit flottem Schritt ging es weiter zur Nationalkirche aller deutsch Sprechenden, der Kirche Santa Maria dell’ Anima.

Nach einer kurzen Einkehr in der besten Eisdiele Roms, auch das gehört zu einem Romaufenthalt, war das nächste Ziel das Pantheon (Santa Maria Rotonda). Das Licht fällt in den altrömischen Rundbau allein durch die 9m breite Öffnung in der Kuppel. Nächste Station war Sant´Ignazio, die zweitgrößte Jesuitenkirche in Rom; hier wurde unser Pfarrer Frauenlob zum Priester geweiht – innehalten und über das himmlische Geschehen im barocken Deckenfresko staunen.

Ein weiterer Höhepunkt folgte am nächsten, als die Wallfahrer mit Friedrich Kardinal Wetter in Santo Stefano Rotondo, der Primizkirche von Monsignore Thomas Frauenlob, eine Heilige Messe feiern durften, bei der zugleich eine vom bayerischen Förderkreis gestiftete neue Orgel eingeweiht wurde. Unter den vielen, dem Märtyrer Stephanus gewidmeten Kirchen, ragt S.Stefano Rotondo besonders hervor, gilt sie doch als älteste Rundkirche (5. Jhd.). In seiner Predigt ging Kardinal Wetter auf das Wirken des hl. Stephanus ein und bezog es auf die heutige Zeit.

Ein Großteil der Gruppe konnte mit Pfarrer Frauenlob die Ausgrabungen unter dem Petersdom besuchen. Papst Pius XII ließ nach dem Petrusgrab suchen. Es kamen 22 Mausoleen und diverse Gräber zum Vorschein z. T. bereits mit christlicher Symbolik. An einer Wand fand sich eine sehr primitiv gekratzte Inschrift “Petrus rogat” (Petrus fragt, die man auf den Apostelfürsten bezieht. Ferner wurde eine Art Altar gefunden, der bereits im 2. Jh. eine Stätte der Verehrung für den Apostelfürsten Petrus war. Eine Fülle von Indizien für das Petrusgrab und dass die Tradition der großen Basilika gesicherte historische Wurzeln hat.

Danach erneut ein „Spaziergang“ ins barocke Rom zur Spanischen Treppe, zur Piazza Barbarini und zur Fontana di Trevi. Nicht nur die Bauwerke, vor allem auch das immense Wissen und die fundierten Erklärungen von Pfarrer Frauenlob, führten bei allen zu großem Erstaunen und Bewunderung.

Stets ließ die Gruppe den Tag gemütlich ausklingen, denn auf Restaurant Empfehlungen seitens der „geistlichen“Reiseleitung mit 16jähriger römischer Erfahrung war immer Verlass.

Am nächsten Tag wurde die dritte Heilige Pforte in der Basilika Santa Maria Maggiore besucht; der Legende nach von Papst Liberius (reg. 352-366) erbaut wurde, als im August auf dem Hügel Esquilin Schnee und zwar genau in der Form eines Kirchengrundrisses gefallen war. Besonders schön ist außer der golddurchdrungenen Kassettendecke der bunte marmorne Fußboden, eine Kosmatenarbeit aus dem 12Jh.

160505_romfahrt04      Porta Santa

Über die große römische Prozessionsstraße der Via Merulana, vorbei an der Kirche San Prassede aus dem 5.Jh ging es nach San Giovanni in Laterano, dem wohl geschichtsträchtigsten Ort Roms, die eigentliche Papstkirche und die ehemalige Papstresidenz, wo die vierte Heilige Pforte durchschritten wurde. Zudem gilt die Lateranbasilika gilt als die älteste, christliche Kirche Roms. Sie geht auf eine Schenkung Kaiser Konstantins I. zurück. Unter Papst Silvester I. (reg. 314-335), entstand die fünfschiffige Basilika, die dem Erlöser (Salvator) geweiht wurde. Nach diesem Vorbild entstanden später Kathedralen im gesamten christlichen Abendlandes. Insofern ist es auch kunsthistorisch richtig, wenn auf dem Portikus steht: “Caput et Mater ecclesiarum Urbis et Orbis”, Haupt und Mutter der Kirchen der Stadt (Rom) und des Erdkreises.

Zu einem Rombesuch gehören auch die berühmten Sehenswürdigkeiten des antiken Rom wie Kolosseum, Forum Romanum, Capitol und Santa Maria in Aracoeli. Immer hatte Pfarrer Frauenlob die nötigen historischen Daten sowie die entsprechenden Interpretationen parat.

160505_romfahrt03         Blick auf das Forum Romanum

Am Morgen des Abreisetages bestiegen einige die Kuppel des Petersdomes und genossen eine grandiose Aussicht auf die Stadt und den Vatikan. Mit der abschließenden Messe im Campo Santo Teutonico, in der Kirche am deutschen Friedhof im Vatikan, ging eine eindrucksvolle Wallfahrt zu Ende, die geprägt war von einer harmonischen Stimmung innerhalb der Gruppe, von Fröhlichkeit und Besinnlichkeit verbunden mit großer Dankbarkeit, diese schönen Tage in Rom miterlebt haben zu dürfen, um so mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ein ganz besonderes, bleibendes Erlebnis zu verbinden.

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