Die eigentliche Entwicklung Berchtesgad ens ist der Gründung eines Augustiner Chorherrenstiftes im Jahr 1102 zu verdanken. Von Anfang an unter dem direkten Schutz des Papstes stehend und mit reichen Salzvorkommen gesegnet, konnte es sich zu einem kleinen geistlichen Territorium entwickeln, das 1559 zur Fürstpropstei erhoben wurde und als kleinstes Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Sitz und Stimme im Reichstag in Regensburg hatte. Zwischen 1102 und 1803, dem Jahr der Säkularisation und Ende der Selbstständigkeit, wurde das Land von insgesamt 50 Pröpsten, bzw. Fürstpröpsten regiert.
1810 und endgültig 1816 wurde Berchtesgaden Teil des Königreichs Bayern und zum beliebten Ferien- und Jagdgebiet der bayerischen Könige, was den Beginn des Fremdenverkehrs in dieser Region zur Folge hatte.
Eine zweifelhafte Bedeutung erlangte Berchtesgaden während des Dritten Reichs, als Adolf Hitler sich den Obersalzberg als Feriendomizil erkor und in Folge der Ort zum zweiten Regierungssitz des Reichs wurde. Heute ist der Tourismus der bedeutendste Wirtschaftszweig des Berchtesgadener Landes.
1102 wurde das Augustiner Chorherrenstift in Berchtesgaden gegründet. ca. 50 Jahre später im Nonntal entstand ein Kloster der Augustiner Chorfrauen, das in einer Schenkungsurkunde im 12 Jahrhundert erwähnt wird.
Das ursprüngliche Frauenkloster war vermutlich am Fels des Locksteins gebaut und wurde im Jahre 1382 bei den Kämpfen zwischen Bayern und Salzburg zerstört. Nach dem Überfall des bayerischen Herzogs Friedrich auf das „Berchtesgadener Ländchen“ verbunden mit Raub und Plünderung beschloss man eine Umsiedlung des Frauenkonvents der „Schönen Frauen“ (wegen ihrer weißen Schwesterntracht wurden sie so genannt). Vorübergehend wohnten die Schwestern in einem Haus am Weihnachtsschützenplatz, wo heute das Gasthaus „zum Goldenem Bären“ steht.
1394 – 1409 vermutlich unter Probst Conrad V baute man am Anger ein neues bescheidenes Kloster der Augustinerinnen mit einer Hauskapelle.
1480 – 1488 Die wachsende Selbstständigkeit der Chorfrauen und das wirtschaftliche Wachstum ermöglichten den Bau einer größeren, zweischiffigen gotischen Hallenklosterkirche, vermutlich durch Baumeister Christian Intzinger.
Die Klosterkirche wurde, aufgrund der einsetzenden Verehrung der Ährenmadonna Mitte des 15. Jahrhunderts, geweiht zu „Unser Lieben Frau am Anger“ (Das Nordportal ist auf 1518 datiert). Das Stift der Augustinerinnen unterstand in Rechts und Wirtschaftsfragen ganz der Leitung des Propstes. Aber dieses Nonnenkloster kam nie zur rechten Entfaltung, wohl wegen Mangel an Nachwuchs.
1560 durch Propst Wolfgang II. Griesstetter, unter Einfluss italienischer Renaissance, wurde die spätgotische Emporen-brüstung mit dem Relief Christi und den zwölf Aposteln ausgestattet.
In dieser Kirche wurde Griesstetter (gest. am 14.Juli 1567) nach seinem Willen begraben, nachdem er schon zu Lebzeiten das Grabdenkmal anfertigen ließ, welches die Pieta darstellt. Daneben kniet der Verstorbene.
1668 wurden die inneren Schrägseiten der beiden Seitenschiffe durchbrochen, und eine mit reichen Stuckaturen ausgeschmückte Kapelle angebaut, in der 1673 die erste Messe gelesen wurde.
1682 wurde der an die Kirche anschließende Turm aus Kälberstein-Marmor von Lorenzo Sciasca erbaut, der für den 1685 angelegten Friedhof heute noch als Läutturm dient.
1691 Berchtesgadens Bürgermeister Alexander Ambthofer (Grabtafel links neben dem Seiteneingang) ermöglichte die Erbauung der nördlich gelegenen Ölbergkapelle.
1695 Joseph Clemens, Kurfürst von Köln und Stiftspropst von Berchtesgaden, berief aus seelsorgerischen Erwägungen die bayerischen Franziskaner in das Land und übergab ihnen das fast leer stehende frühere Kloster der Augustinerinnen. (150 Jahre war das Kloster nicht mit Ordensleuten bewohnt). Die umfangreiche Seelsorgearbeit der Franziskaner im Berchtesgadener Tal, zu der die so genannten Volksmissionen und elementarer Schulunterricht zählten, beinhaltete auch Auseinandersetzungen mit den Protestanten.
1697/1698 Der Laienbruder Frater Caprasius Reich baute vier neue Altäre: Den Franziskus- und Antoniusaltar 1697 und den Josef- und Michaelsaltar 1698. Die Altarbilder wurden gemalt von Wolfgang Hoferer und Franz Schmied.
1699 erhob man das Kloster zum Hospiz und am 24.10.1715 zum Konvent.
1716 – 1722 Bau eines größeren Klostergebäudes.
1724 Wurde Klostergruft unter der Marienkapelle gebaut. Im Ganzen wurden dort 37 Personen beigesetzt. Am 23. September 1898 wurde die Gruft entleert und die Gebeine der Verstorbenen in die Begräbnisstätte auf dem allgemeinen Friedhof übertragen.
Die Franziskaner wurden zum Aussterben verurteilt und das Klostergebäude in das das Eigentum des bayerischen Staatesübernommen.
Die Berchtesgadener aber kämpften um ihr Kloster. Am 1. Oktober 1835 gewährte König Ludwig I. von Bayern den Fortbestand des Franziskanerklosters als Hospiz. Von 1868 bis 1973 hatte in Teilen des Klostergebäudes das Amtsgericht Berchtesgaden seinen Sitz.
Als beim Novembersturz der Monarchie 1918 Gefahr für das Kloster drohte, bildete sich sofort aus Beamten und Bürgern der Verein „Freunde der Franziskaner“, der bereit war alles daran zu setzen, um das Klosters zu erhalten.
In den Jahren der Wirtschaftskrise von 1930 bis 1934 hatten die Franziskaner mit dem Verteilen der „Klostersuppe“ die Not vieler arbeitsloser Berchtesgadener ein wenig zu lindern vermocht.
Während der NS-Zeit haben sich insbesondere die Berchtesgadener Weihnachtsschützen beim Einsatz für das Kloster hervorgetan. Deren Vorstandsmitglied Brandner war deshalb als einziger Berchtesgadener Postbeamter zur Wehrmacht eingezogen worden.
Am 9. März 1941 wurden die Klosterräume für die Organisation ‘Kinderland – Verschickung‘ beschlagnahmt.
Am 9. April 1941 mussten die Franziskaner ihre Zellen verlassen. Der römisch-katholische Pfarrer Berchtesgadens hat ihnen daraufhin einige Räume des Pfarrhofes bzw. des Mesnerhauses bis zum Ende des Krieges zur Verfügung gestellt.
Im August 1945 kehrten die Franziskaner wieder in ihr Kloster zurück.
1986 – 1988 Die im Zuge der bayerischen Gebietsreform von 1972 nach Auflösung des Amtsgerichts Berchtesgaden seit 1975 leer stehenden Räume des Klosters wurden umgebaut und darin anschließend bis 2013 das „Nationalpark-Haus“ des Nationalparks Berchtesgaden untergebracht.
1985 Aufgrund des mangelnden Nachwuchses mussten die bayerischen Franziskaner Kloster aufgeben, und so wurden sie von Berchtesgaden abgezogen.
1986 gewann die Ordensleitung der bayerischen Franziskaner polnische Mitbrüder aus der Provinz Kattowitz, die im Mai 1987 in das Kloster einzogen und seitdem dort wieder seelsorgerische Dienste leisten.
Mehr als 250 Jahre Geschichte des Franziskanerklosters lassen sich nicht mehr wegdenken aus der ereignisvollen Geschichte der Marktgemeinde Berchtesgaden. So möge es bleiben: „Die Franziskaner gehören zu Berchtesgaden und Berchtesgaden gehört zu den Franziskanern“ !!
Die Franziskanerkirche „Unsere Liebe Frau am Anger” in Berchtesgaden bildet bis heute, trotz der umliegenden Bebauung aus dem 19. und 20. Jahrhundert, zusammen mit dem Kloster und dem nördlich gelegenen Friedhof ein in sich abgeschlossenes Ensemble.
(1) Haupteingang – das Westportal.
(2) Das gebuckelte Weihwasserbecken aus Adneter Marmor (17. Jh.).
(3) Verehrungsstätte für den hl. Antonius mit einem Ölbild, welches den hl. Bruder Konrad von Parzham (+ 1894), die hl. Theresa von Lisieux (+ 1897) und den Apostel Judas Thaddäus darstellt, gemalt von Karl Wurm aus München. Die Statue des hl. Kirchenlehrers Antonius von Padua (+ 1231) mit dem Jesuskind auf dem Arm und der hl. Schrift in der rechten Hand schuf wohl Paul Rasp.
(4) Orgelempore, an deren Brüstung sich die Halbreliefs von Christus und den zwölf Aposteln befinden. Das Material ist hellrötlicher feiner Kalktuff aus der Waginger Gegend. In den Renaissancearkaden stehen die Figuren, die noch stark spätgotischen Charakter tragen. Die ursprüngliche Farbfassung wurde um 1890 durch eine neugotische Bemalung ersetzt und 1935 ganz entfernt; dadurch verloren die Reliefs viel von ihrer Wirkung. In der Mitte die Inschrift: „Jesus Christus wahrhaftiger Gott”.
Die Orgel auf der Empore zwischen den beiden Westfenstern wurde 1967 von der Firma Ludwig Eisenbarth aus Passau mit zwei Manualen und 27 klingenden Registern, 1967 gebaut.
(5) Über dem Beichtstuhl hängt ein Bild des hl. Johannes Nepomuk (+ 1393).
– Neben dem Beichtstuhl, oben die Grabplatte von Maria Pilbis von Siegenburg (+ 26. Juli 1696) eingemauert. Sie war die Mutter des Chorherrn Georg Florentius Pilbis und hatte bis zu ihrem Tod ihren Witwensitz in den alten Klosterräumen.
(6) Nordportal – Diesem ist seit 1683 der Läutturm vorgelagert, an dessen Nordseite über dem Eingang in einer Nische eine Statue der Immaculata steht. Das Haupt wird von zwölf Sternen umgeben, in der linken Hand trägt sie die Reinheitslilie, den Fuß auf der Schlange, die die Erdkugel umzingelt, im Maul den Sündenapfel des verlorenen Paradieses.
lm Turm hängen drei Glocken: Die erste: aus dem Jahr 1426 (80 kg). Die zweite von 1686 (100 kg) mit dem fürstpröpstlichen Wappen des Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich, und die dritte von 1716 (120 kg).
– Außen (nördlich des Läutturms) befindet sich die Blutschwitzkapelle, 1691 von Alexander Ambthofer (+ 7. September) gestiftet und erbaut.
– Links vom Nordportal im Innenraum befindet sich das Grabdenkmal des Ehepaares Maria Regina Pückhler, geb. Prandtner aus Salzburg (+ 16. April 1696), Johann Karl Pückhler, fürstlicher Salzbeamter (+ 29. Mai 1696). Das Denkmal kam aus der Werkstatt des Steinmetzmeisters Bartholomäus Pertiller in Berchtesgaden.
– Rechts vom Nordportal im Innenraum ist das Grabdenkmal des Ehepaares Ambthofer, ebenfalls vom Bildhauer Bartholomäus Pertiller, in die Wand eingelassen. Der Bürgermeister und Verleger Alexander Ambthofer (+ 7. September 1698) errichtete 1691 die „Blutschwitzkapelle“(nördlich des Läutturms) und in der Kirche hier an dieser Stelle für sich, seine Frau Maria, und die Nachkommen eine Familiengruft. Als letzte wurde Magdalena Gebhardt geb. Ambthofer, 1769 hier beigesetzt.
Zwei Inschrift- Tafeln von weißem Marmor werden umschlossen von Akanthusranken aus rotem und weißem Marmor, darüber zwei weinende Putten mit Totenköpfen und Wappen. Das ganze bekrönt ein Totenkopf, mit Fledermausflügeln, Schlange und Sanduhr, Symbol für die Bedrohung durch Vergänglichkeit, Tod und Teufel.
– Über dem Nordportal im Innenraum hängt das Bild des früheren Michaelsaltares, 1864 gemalt von Georg Ernstberger, Amberg.
(7) An der Süd/West- und Nordwand befindet sich der reliefartige Kreuzweg aus Sandstein vom Grüntenberg im Allgäu, welcher 1963 von Martin Lautenbacher, Berchtesgaden, gestaltet wurde.
(8) Über dem kleinen spätgotischen Portal – ursprünglich Zugang zum Nonnenkloster – das unter der Regierung von Fürstpropst Konrad von Schroffenberg (1780-1803) geschaffene und mit seinem Wappen geschmückte Oratorium von Peter Pflauder, Salzburg. Die darüber angebrachte Uhr zeigt uns die Vergänglichkeit der Zeit und das Wirken für die Ewigkeit.
(9) An der dritten Säule (von Westen), bis 1893 an der letzten Säule im Chor über der Gruft der Familie vor den Eingängen zur Marienkapelle, das wohl auch von Bartholomäus Pertiller geschaffene Grabdenkmal für Maria Elisabeth Zeidlmair „sambt einem Söhnl mit dem sye in der Geburt gestorben” (+ 24. März 1673, 25 Jahre).
Hervorragend ist die Gestaltung des weinenden und des nach oben deutenden Putto, zu Füßen die Totenköpfe. Auf der kleinen Platte unten steht: „0 Tod, wie schrecklich ist dein G’walt, fragst nit nach Jugend und Gestalt, dein Raub muß alles werden bald, 1673.” Über dem Zeidlmairschen Grabdenkmal ein Kruzifix, darunter die Mater Dolorosa (18. Jh.).
(10) In einer Nische steht die Statue des heiligen Josef. Zu Füßen der Jesusknabe mit dem Hobel als Attribut des Zimmermannes in der Hand.
(11) Auf einem Sockel steht heute die Figur des „Christus im Elend” um 1700, wohl aus der Werkstatt des Thomas Schwanthaler (Ried, Oberösterreich).
Rechts neben dem Beichtstuhl schließen sich zwei Grabdenkmäler an.
Das erste von Wolfgang II. Griesstetter (+ 1567), der als einziger Propst des Augustiner Chorherrenstifts Berchtesgaden in der Kirche „Unserer Lieben Frau am Anger” begraben werden wollte.
Das Denkmal gliedert sich in drei Teile: Unten die Inschrift – Tafel, darüber in verspielten Renaissanceformen die Ahnenwappen des Propstes.
Oben eine Pieta mit Assistenzfiguren. Links demütig kniend Propst Wolfgang mit Wappen und Inful.
Daneben das Denkmal des kurkölnischen Rats und Dekans des Berchtesgadener Stifts Degenhard Neuchinger (+ 1624).
Der Erbauer des Schlösschens Adelsheim kniet vor dem Gekreuzigten, dessen Blut von Engeln aufgefangen wird.
Unten rechts das Allianzwappen der Eltern des Verstorbenen.
(12) Die Herz-Jesu-Statue gehörte ursprünglich zum gleichnamigen Altar von Johann Marggraf, München (1894), der heute als Volksaltar verwendet wird.
(13) An der Wand das Altarbild des alten Hochaltares von Johann Benedikt Werkstätter (+ 1772 Salzburg), Rokokofiguren; links die hl. Veronika mit dem Schweißtuch Christi; rechts der hl. Nikolaus mit einem bettelnden Knaben.
(14) Der Volksaltar wurde an der Stelle des früheren Hochaltares errichtet und 1998 geweiht. Der Aufbau ist ein Werk von Johann Marggraf aus München, und wurde als Corpus-Christi- bzw. Herz-Jesu-Altar 1894 geschaffen.
Die heutigen Figuren und Reliefs schnitzte Norbert Däuber aus Berchtesgaden, die Fassung besorgte Friederike Reinbold-Weidl, Berchtesgaden (1995/98).
Die senkrechte Mittelachse zeigt die Hauptereignisse der Erlösung durch Jesus Christus: Abendmahl, Kreuzigung (Aussetzungsnische für die Monstranz mit Pelikan) und Auferstehung. Die begleitenden Szenen und Figuren sind in der Mitte die Schlüsselübergabe an Petrus (kniend) vor Jesus und Johannes, außen der Diakon und Märtyrer Laurentius mit Rost und Buch. Rechts Gang Jesu mit zwei Jüngern nach Emmaus.
Außen der Märtyrer Stephanus mit Palme und Buch. Der auferstandene und segnende Heiland wird assistiert von König David (Harfe) und dem Priester Melchisedek (Kelch) als Vorbilder für das königliche Priestertum Christi. Die vorgerückte Mensa stammt vom früheren Michaelsaltar (1892), den Ambo schuf (1995) Hans-Jörg Hasenknopf aus Berchtesgaden.
Über der vierten Säule sieht man Reste der Freskenbemalung um 1560 mit der Darstellung der Wurzel Jesse in insgesamt fünf Feldern mit den Halbbüsten der Vorfahren Jesu über David bis Abraham (Mt 1,1-16) oder bis Adam (Lk 3,23-38), mit den Attributen der Könige und Patriarchen. Diese Darstellung wäre der Beginn des Stammbaums Jesu gegenüber dem damals unten an der letzten Säule stehenden Gnadenbild. Es hatte dann im Uhrzeigersinn mit den auch bemalten Leerfeldern die 14 Generationen von Abraham bis David (Krone) und von David bis Josef. Die Wurzel Jesse war immer auf Jesus und Maria bezogen.
(15) In der kleinen Nische steht eine Figur des 1988 selig gesprochenen Kaspar Stanggassinger (+ 1899) von Hans Schuhegger, Berchtesgaden, aufgestellt 1995.
(16) Franziskusaltar ist dem Ereignis der Stigmatisation des Heiligen auf dem Berg La Verna (Toscana) am 14. September 1224 gewidmet. Dazu auch der (lateinische) Text: „Am Himmel ist ein Glanz erstrahlt, ein neuer Stern ist aufgeblitzt, der heilige Franz verklärt im Licht, dem der Seraph erschienen ist und ihm die Wund’ hat eingeprägt, an Füßen, Hand’ und Seite.” Als Seitenfiguren befinden sich: der heilige König Ludwig IX. von Frankreich (+ 1270) und Elisabeth von Thüringen (+ 1231), beide Terziaren des Dritten Ordens des hl. Franz von Assisi. Im Auszug sehen wir eine betende Maria zwischen zwei Engeln mit den (lateinischen) Spruchbändern: „Erbarme dich unser durch dein hl. Kreuz.” Der Franziskusaltar wurde 1887 in Tirol hergestellt und per Bahn nach Berchtesgaden gebracht.
(17) Die Figur des auferstandenen Christus.
(18) Der Antoniusaltar zeigt die Szene der Verkündigung der Menschwerdung Gottes durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria (Lk 1,26-38) mit den (lateinischen) Spruchbändern „Fürchte dich nicht!” und „Mir geschehe wie du gesagt hast!” Über der Verkündigungsszene in der Mitte der Heilige Geist und der segnende Gottvater mit dem Buch des Lebens und den griechischen Buchstaben Alpha (Anfang) und Omega (Ende). Darunter das Jesuskind mit dem Kreuzstab auf dem Drehtabernakel. Auf den Türen das (lateinische) Wort:
„Für das Leben der Welt.” Daneben befinden sich zwei neugotische Reliquienschreine. Im Auszug wird der hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind dargestellt. Seitlich die hl. Magdalena (Salbgefäß) und der hl. Aloisius (+ 1591; Kreuz) als Bußgestalten. Der Altar wurde 1890 ebenfalls in Tirol von den gleichen Künstlern wie beim Franziskusaltar geschaffen, lediglich die Bildhauerarbeiten und die Fassung besorgte Anton Dichtl in Hall bei Innsbruck.
Neben dem Antoniusaltar finden sich zwei Grabplatten des Berchtesgadener Rats und Kanzlers Dr. Daniel Frelich von und zu Adelsheim (+ 1640 Berchtesgaden) und der Margarethe Frelich (+ 1634); mit eingelassenen Metallbuchstaben, auf beiden Steinen jeweils Allianzwappen von Georg Keimhofer, Bildhauer in Berchtesgaden.
(19) Marienkapelle (Gnadenkapelle)
(20) Die Figur der Ährenmadonna
Die Gnadenkapelle mit Stuckaturen in italienischem Barock wurde 1668 angebaut. Der Meister des Kapellenbaus und Stuckateur des Altars von 1672 war Johann Peter Spaz aus Linz. Die erste Darstellung der Ährenmadonna ist eine Statue aus Silber in der Mailänder Kathedrale, die auf das Jahr 1387 zurückdatiert wird. Dieses Bildnis wurde zerstört und 1465 durch ein Gemälde ersetzt, das wiederum 1485 durch eine Marmorstatue ersetzt wurde. Verschiedene Darstellungen der Ährenmadonna stammen aus dem 15. Jahrhundert. Zahlreiche dieser Bilder tragen eine Inschrift, die auf die Madonna von Mailand hinweist. Auf dem schönen Marmoraltar mit vier Säulen steht das seit Jahrhunderten verehrte Gnadenbild der „Ährenmadonna” mit gefalteten Händen. Diese Darstellungen der „Maria im Ährenkleid” sind seit dem 14. Jahrhundert sehr bekannt. Sie zeigen eine jugendliche, stehende Madonna mit langem, blondem Haar und gefalteten Händen. Maria trägt ein langes Kleid mit einem bis zum Boden reichenden goldenen Gürtel. Der dunkelblaue Kleiderstoff ist mit goldenen Ähren gemustert, die Bordüren am Halsausschnitt und bei den Ärmeln erinnern an Strahlenkränze. Dieses Bild verkörpert die selige Jungfrau als fruchtbaren Ackerboden und unbebautes Feld Gottes, das berufen ist, Frucht zu bringen – ein Symbol für ihre jungfräuliche Gottesmutterschaft. Aus Lindenholz geschnitzt, erfuhr das Gnadenbild im Lauf der Jahrhunderte viele Veränderungen, wurde ab 1748 mit einem Brokatgewand bekleidet und endlich 1951 wieder auf seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Bis zum Jahr 1672 stand die „Ährenmadonna“ an der fünften Säule in der Mitte vor den heutigen Eingängen in die Kapelle. Die Wallfahrt zu „Unserer Lieben Frau am Anger“ ist die älteste nachweisbare Marienwallfahrt im Berchtesgadener Land. Ein großer Verehrer „Unserer Lieben Frau am Anger“ war auch der am 26. September 1899 verstorbene und am 24. April 1988 durch Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochene Pater Kaspar Stanggassinger aus Berchtesgaden. Wie das aufliegende Bitten-Buch beweist, wird unsere Ährenmadonna auch in unserer Zeit in allen Nöten mit großem Vertrauen aufgesucht.
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