Mariä Lichtmess – Darstellung des Herrn

Zum geschichtlichen wie religiösen Hintergrund eines kirchlichen Brauchtumstages
Der Lichtmesstag am 2. Februar nimmt ein biblisches Ereignis zum Festanlass: Weil das mosaische Gesetz vorschrieb, ein neugeborenes Kind innerhalb von 40 Tagen nach seiner Geburt, in den Tempel zu bringen, beachteten auch die Eltern Jesu diese traditionelle Vorschrift. Gemäß dieser Regel galt der Akt der Reinigung der Mutter. Später, ab ca. 650 wurde daraus in der Westkirche (Rom) ein Fest Mariens: „Reinigung Marias“ und der 2. Februar zu einem Hochfest der Gottesmutter. Und das ist sicher auch eine Begründung dafür, dass der Weihnachtsfestkreis früher bis Lichtmess dauerte. Bis 1912 war dieser Tag in Bayern gesetzlicher Feiertag.

Darstellung des Jesusknaben im Tempel. Mit Simeon und der Prophetin Hanna um 1291, Mosaik. Rom, Santa Maria in Trastevere.

Laut dem Evangelisten Lukas wird Jesus bei seiner Vorstellung im Tempel vom greisen Simeon und der Prophetin Hanna als der eigentliche Herr des Tempels erkannt und benannt. Dieses biblische Ereignis führte zu dem christlichen Festtag “Fest der Begegnung des Herrn”: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet symbolisch dem Gottesvolk des Alten Bundes. Der Greis Simeon bezeichnete Jesus als das “Licht zur Erleuchtung der Heiden”. Beide Festtage wurden am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert.
In einer Zeit ohne elektrischen Strom hatten Kerzen und Wachs eine heute kaum noch vorstellbare Bedeutung und so fehlte bei kaum einem Bauernhaus ein Bienenstock. Kerzen und Wachsstöckl wurden nur zu besonderen Anlässen angezündet. Sie waren auch ein beliebtes Geschenk und wurden auf eigenen Märkten angeboten. Kerzenweihe und Lichterprozession kamen erst später hinzu, wodurch sich der Name “Mariä Lichtmess” einbürgerte. Das hatte seinen Grund darin, dass an diesem Tag die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht wurden, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden. Zur Erinnerung an diese Metapher weiht der Priester die Kerzen. Mit den Kerzen kann der Gläubige symbolisch das “Licht der Welt” in sein Haus holen. Welche Hoffnungen damit verbunden sein sollten, zeigt folgender alter Spruch:

„Heut ist der heilige Lichtmesstag,
die Kerzen die Kirch hineintrag!
Und lässt du sie weih’n,
schlägt kein Wetter ein.
Auf dem Acker wächst das Brot,
und der Teufel und der Tod,
die gehen alle zwei vorbei,
hast du Kerzen g’habt bei der Weih.“

Lichtmess, wichtiges Datum im bäuerlichen Kalender
Lichtmess war früher ein wichtiges Datum im bäuerlichen Kalender. Die Dienstboten bekamen am Lichtmesstag einige Tage (meistens bis zum Namensfest der Hl. Agatha am 5. Februar) frei. Es war der einzige “Urlaub”, den die Bediensteten im Jahr bekamen und die Schlenkeltage waren eine ersehnte Unterbrechung der schweren, gleichförmigen Arbeit. Außer dem Zahltag war Maria Lichtmess auch der Tag des Dienstbotenwechsels: “Heit is Lichtmesstag, singan de Moasn, heit is a scheena Tag, da muaß i roasn…”. Den Mägden und Knechten war es freigestellt, an dem Hofe, an dem sie bis zum 2. Februar waren, für ein weiteres Jahr zu bleiben oder sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Wollte der Dienstbote kündigen, so konnte er dies mit den Worten “Bauer, wir zwei machen Lichtmess” das Arbeitsverhältnis am Lichtmesstag beenden. Daraufhin wurde der Knecht oder die Magd dann ausgezahlt und erhielt vom Bauern das „Verdingbuch“, eine Art Zeugnis und Beurteilung über die geleistete Arbeit.

Altes Wachsstöckl, wie sie früher an Lichtmess verkauft wurden.

Ein schönes Wachsstöckl zum Lichtmesstag konnte jene Magd von jenem Knecht erwarten, dem sie das Jahr über das Bett machte. Der „Aufbettstock“ galt als Anerkennung für das Aufbetten, Kammerrichten und Wäschewaschen, das Frauenarbeit war. “Dirn, i hab dir an Wachsstock, iatzt muasst mi a mögn.”

Reich an religiösem Brauchtum

Dieser Tag war reich an religiösem Brauchtum wie z. B. das Rosenkranz Beten: Die gesamte Familie kam/kommt am Abend von Maria Lichtmess zusammen um den Rosenkranz zu beten. Hierbei brannten in der Stube so viele geweihte Kerzen bzw. eigene, dünne Lichtmesskerzlein, sogenannte Pfenniglichter wie Beter zugegen waren. Die Art und Weise, wie die jeweilige Kerze einer Person brannte, wurde gedeutet. Flackerte eine Kerze auffällig stark, hieß es, dass der Betende dieser Kerze bald krank werden würde. Ein zu frühes Erlöschen einer Kerze bedeutete nach dem Volksglauben den nahenden Tod. Gebetet wurde so lange, bis alle Kerzen abgebrannt waren. In manchen Bauernhöfen wurde die übriggebliebene Dochtasche – auf ein Stück Brot gelegt – als Schutzmittel dem Vieh zum Fressen gegeben.

Das Fest “Darstellung des Herrn”
Seit der Liturgiereform wird der Lichtmesstag wieder als Herrenfest gefeiert und führt den Namen “Darstellung des Herrn”. Denn der Erstgeborene “gehörte” nämlich Gott. So verändern kirchliche Reformen altes Herkommen und Brauchtum, auch wenn gängige Bauern- und Wetterregeln weitergelten:

“Wenn’ s zur Lichtmess stürmt und schneit – ist das Frühjahr nimmer weit!
Ist’ s zur Lichtmess hell und fein, wird’ s ein langer Winter sein.
Segnet man die Kerzen im Schnee, weiht man die Palmen im Klee.
Lichtmess im Klee — Ostern im Schnee !” Also: trübes bedecktes Wetter am Lichtmesstag wird allseits als günstig erachtet!

Und wie ist wohl dieses Jahr?

Kerzenhändler – Detail aus Gerner Kastenkrippe, um 1750
Text und Bilder: Johannes Schöbinger

Quelle: Stiftland Berchtesgaden

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