Kunstwerke und Kanonenfutter: Die verschlungene Geschichte der Glocken der Franziskanerkirche
Berchtesgaden – Wer die Glocken der Franziskanerkirche hört, freut sich möglicherweise über deren Wohlklang – oder auch nicht. Wem der »Ton gehört«, weiß der Hörer allerdings nicht so genau.
Die Angelusglocke ist die größte Glocke, die zu den Gottesdiensten in die Franziskanerkirche ruft. Sie wiegt immerhin 1 100 Kilogramm und machte im Zweiten Weltkrieg eine Reise zu den Schmelzöfen, kam aber unversehrt zurück.
(Fotos: Wechslinger)
Die Franziskanerkirche ist eine Besonderheit unter den Kirchen des Berchtesgadener Landes. Zum einen die Gebäudeteile betreffend, zum anderen auch die Glockenfrage. Eigentümer von Franziskanerkloster und Franziskanerkirche ist der Freistaat Bayern. An die Klosterkirche wurde auf der Nordseite schon im ausgehenden 17. Jahrhundert ein Läutturm für den zweiten Friedhof der Pfarrei St. Andreas aus Kälbersteinmarmor angebaut. Baumeister war mit Lorenzo Sciasca aus Graubünden ein bedeutender Baumeister seiner Zeit. Der sogenannte Frauenturm gehörte und gehört noch immer mitsamt der Turmuhr und den beiden Glocken der Kirchenstiftung St. Andreas.
Drei Glocken bis 1917
Im Turm hingen bis zum Jahre 1917 drei Glocken, in einem aufgesetzten Dachreitertürmchen befand sich eine vierte Glocke, die sogenannte Konventglocke. Durch Bekanntmachung der drei stellvertretenden Generalkommandos vom 1. März 1917 wurden alle Glocken, soweit sie aus Bronze waren und sofern sie keinen besonderen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder kunstgewerblichen Wert besaßen, für Heereszwecke beschlagnahmt. Gemäß Gutachten des Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns vom 22. März 1917 wurden deshalb die Konventglocke sowie die größte und die kleinste Glocke des Kirchengeläuts von der Beschlagnahme, Enteignung und Ablieferung befreit. Die zweite Glocke allerdings, die wie die Größere 1686 von Johann Nuspicker in Salzburg gegossen, 1890 aber schon von Franz Oberascher in Reichenhall umgegossen worden war, musste an die Militärverwaltung abgegeben werden. Diese, auf den Ton »a« gestimmte Glocke hatte eine Höhe von 90 cm und einen Durchmesser von 95 cm. Auf ihr waren zwei Bilder angebracht: St. Franziskus und die Hl. Dreifaltigkeit mit der Inschrift »Sanctissima Trinitati 1686 Denuo 1890«. Am Schlagrand die Umschrift »Gegossen von Franz Oberascher in Reichenhall aus freiwilligen Gaben der Pfarrangehörigen Berchtesgadens«. Bei der Glockenabgabe zerschlug man die Glocke damals gleich im Turm. Im Laufe des letzten Kriegsjahres 1918 wurde in ganz Deutschland eine zweite Glockenabnahme angeordnet. »Unsere tapferen, siegreichen Krieger bedurften dringend neuer Waffen, um einen ehrenvollen Frieden herbeizuführen, und unsere heldenmütig kämpfende Armee musste mit allen Mitteln ausgestattet werden, welche das Ende des Weltkampfes rascher herbeiführen konnten.« Bei der Nachprüfung der Geläute durch den mit der Durchführung und Festlegung der Gruppenzugehörigkeit betrauten Ausschuss im Bezirk Berchtesgaden-Reichenhall am 10. September 1918 wurden noch weitere Bronzeglocken zur Ablieferung an die Militärverwaltung ausgeschieden. Bei den im Jahr zuvor in der Franziskanerkirche belassenen Glocken wurde der besondere wissenschaftliche, geschichtliche und kunstgewerbliche Wert glücklicherweise auch im Jahre 1918 geachtet und die drei Glocken durften hängen bleiben. Die Größte von den im Jahre 1917 nicht enteigneten Glocken war die Angelusglocke im Frauenturm. Sie hat ein Gewicht von 1100 kg und einen Durchmesser von 118 cm und ist auf den Ton „f“ gestimmt.
Auf ihr ist das Bild von Maria als Königin, gegenüber ein Schild mit der Inschrift »Joannes Nuspikher hat mich gegossen 1686«. Lange wurde diese Glocke als Friedhofsglocke bei Beerdigungen verwendet. Das änderte sich erst mit dem Bau der neuen Aussegnungshalle mit einer eigenen Glocke. Ganz oben in der Turmlaterne hängt das Feuer-, Notoder Hungerglöcklein, es ist auf den Ton »dis« gestimmt, hat ein Gewicht von »nur« 80 kg und einen Durchmesser von 38 cm. Aufgrund der stark verwitterten Inschrift lässt sich das Alter dieses Glöckleins leider nicht mehr bestimmen.
Auf »e« gestimmt
Im Dachreiter auf dem Westgiebel der Kirche hängt das Konventglöcklein mit der Inschrift »AMDCCXVI Franciscus Gartner in Salzpurgh goß mich«. Auf der Glocke sind die Abbildungen von St. Michael, Antonius, Immaculata und Franciscus zu sehen. Der Durchmesser, der auf den Ton »e« gestimmten Glocke beträgt 59 cm. In seiner »Geschichte des Franziskaner-Klosters Berchtesgaden« drückt es Pater Franz Adelhardt so aus: »Am 6. März 1716 wurde die erste Hand angelegt zum Baue des Chortürmchens, der am 27. April mit der Aufsetzung eines Marienbildes beendet wurde.
Die 179 Pfund schwere Chorglocke stiftete der geistliche Vater, der Leithauswirt Stephan Maltan; sie kostete mit den Schlosserarbeiten 119 Gulden 24 Kreuzer und war vom Salzburger Glockengießer Franz Gartner gegossen. Am Pfingstabend (1716) erklang sie zum ersten Male zur Vesper.« Die größten Feinde der Kirchenglocken sind, so kann man aus der Geschichte ablesen, die Kriege, stellvertretend natürlich für die, die sie führen. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden in den frühen 1940er-Jahren deutschlandweit die Kirchenglocken eingesammelt. Als »Kanonen-Rohstoff«. So wurden am 17. und 18. März 1942 auch von den Türmen der Franziskanerkirche die Glocken abgenommen. Anders als im Ersten Weltkrieg zählte jetzt die kulturgeschichtliche Bedeutung nur noch bedingt. Die beiden größeren Glocken mussten ihren angestammten Platz in der Franziskanerkirche verlassen. Nur das sogenannte Hungerglöcklein durfte in der Laterne des Frauenturms verbleiben.
Weil der Turm jedoch der Kirchenstiftung St. Andreas gehört, musste sich nach der Glockenabnahme der Stiftskirchenmesner Georg Walch um das noch verbliebene Glöckchen bemühen. In dem oben genannten Büchlein schreibt der Hauschronist über Walchs Tun anerkennend: »Er verlegte in geschickter und mühsamer Arbeit auf dieses einzige Glöcklein den Ganzstundenschlag, auch den Viertelstundenschlag und richtete eine der Glockenschalen ein, die bisher im Klostergang zum Schlagwerk der Hausuhr gehört hatten.« Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen alle Glocken des Berchtesgadener Landes – bis auf eine Glocke der Stiftskirche, die wahrscheinlich beim Transport zerbrach – wieder auf ihre alten Kirchtürme zurück. Glocken sind also, insbesondere die der Franziskanerkirche, nicht nur die Rufer zum Gottesdienst, sondern auch Geschichtenund Geschichtserzähler. Man muss nur aufmerksam zuhören können.
Dieter Meister
Die Angelusglocke ist die größte Glocke, die zu den Gottesdiensten in die Franziskanerkirche ruft. Sie wiegt immerhin 1 100 Kilogramm und machte im Zweiten Weltkrieg eine Reise zu den Schmelzöfen, kam aber unversehrt zurück.
(Fotos: Wechslinger)
Die Franziskanerkirche ist eine Besonderheit unter den Kirchen des Berchtesgadener Landes. Zum einen die Gebäudeteile betreffend, zum anderen auch die Glockenfrage. Eigentümer von Franziskanerkloster und Franziskanerkirche ist der Freistaat Bayern. An die Klosterkirche wurde auf der Nordseite schon im ausgehenden 17. Jahrhundert ein Läutturm für den zweiten Friedhof der Pfarrei St. Andreas aus Kälbersteinmarmor angebaut. Baumeister war mit Lorenzo Sciasca aus Graubünden ein bedeutender Baumeister seiner Zeit. Der sogenannte Frauenturm gehörte und gehört noch immer mitsamt der Turmuhr und den beiden Glocken der Kirchenstiftung St. Andreas.
Drei Glocken bis 1917
Im Turm hingen bis zum Jahre 1917 drei Glocken, in einem aufgesetzten Dachreitertürmchen befand sich eine vierte Glocke, die sogenannte Konventglocke. Durch Bekanntmachung der drei stellvertretenden Generalkommandos vom 1. März 1917 wurden alle Glocken, soweit sie aus Bronze waren und sofern sie keinen besonderen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder kunstgewerblichen Wert besaßen, für Heereszwecke beschlagnahmt. Gemäß Gutachten des Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns vom 22. März 1917 wurden deshalb die Konventglocke sowie die größte und die kleinste Glocke des Kirchengeläuts von der Beschlagnahme, Enteignung und Ablieferung befreit. Die zweite Glocke allerdings, die wie die Größere 1686 von Johann Nuspicker in Salzburg gegossen, 1890 aber schon von Franz Oberascher in Reichenhall umgegossen worden war, musste an die Militärverwaltung abgegeben werden. Diese, auf den Ton »a« gestimmte Glocke hatte eine Höhe von 90 cm und einen Durchmesser von 95 cm. Auf ihr waren zwei Bilder angebracht: St. Franziskus und die Hl. Dreifaltigkeit mit der Inschrift »Sanctissima Trinitati 1686 Denuo 1890«. Am Schlagrand die Umschrift »Gegossen von Franz Oberascher in Reichenhall aus freiwilligen Gaben der Pfarrangehörigen Berchtesgadens«. Bei der Glockenabgabe zerschlug man die Glocke damals gleich im Turm. Im Laufe des letzten Kriegsjahres 1918 wurde in ganz Deutschland eine zweite Glockenabnahme angeordnet. »Unsere tapferen, siegreichen Krieger bedurften dringend neuer Waffen, um einen ehrenvollen Frieden herbeizuführen, und unsere heldenmütig kämpfende Armee musste mit allen Mitteln ausgestattet werden, welche das Ende des Weltkampfes rascher herbeiführen konnten.« Bei der Nachprüfung der Geläute durch den mit der Durchführung und Festlegung der Gruppenzugehörigkeit betrauten Ausschuss im Bezirk Berchtesgaden-Reichenhall am 10. September 1918 wurden noch weitere Bronzeglocken zur Ablieferung an die Militärverwaltung ausgeschieden. Bei den im Jahr zuvor in der Franziskanerkirche belassenen Glocken wurde der besondere wissenschaftliche, geschichtliche und kunstgewerbliche Wert glücklicherweise auch im Jahre 1918 geachtet und die drei Glocken durften hängen bleiben. Die Größte von den im Jahre 1917 nicht enteigneten Glocken war die Angelusglocke im Frauenturm. Sie hat ein Gewicht von 1100 kg und einen Durchmesser von 118 cm und ist auf den Ton „f“ gestimmt.
Auf ihr ist das Bild von Maria als Königin, gegenüber ein Schild mit der Inschrift »Joannes Nuspikher hat mich gegossen 1686«. Lange wurde diese Glocke als Friedhofsglocke bei Beerdigungen verwendet. Das änderte sich erst mit dem Bau der neuen Aussegnungshalle mit einer eigenen Glocke. Ganz oben in der Turmlaterne hängt das Feuer-, Notoder Hungerglöcklein, es ist auf den Ton »dis« gestimmt, hat ein Gewicht von »nur« 80 kg und einen Durchmesser von 38 cm. Aufgrund der stark verwitterten Inschrift lässt sich das Alter dieses Glöckleins leider nicht mehr bestimmen.
Auf »e« gestimmt
Im Dachreiter auf dem Westgiebel der Kirche hängt das Konventglöcklein mit der Inschrift »AMDCCXVI Franciscus Gartner in Salzpurgh goß mich«. Auf der Glocke sind die Abbildungen von St. Michael, Antonius, Immaculata und Franciscus zu sehen. Der Durchmesser, der auf den Ton »e« gestimmten Glocke beträgt 59 cm. In seiner »Geschichte des Franziskaner-Klosters Berchtesgaden« drückt es Pater Franz Adelhardt so aus: »Am 6. März 1716 wurde die erste Hand angelegt zum Baue des Chortürmchens, der am 27. April mit der Aufsetzung eines Marienbildes beendet wurde.
Die 179 Pfund schwere Chorglocke stiftete der geistliche Vater, der Leithauswirt Stephan Maltan; sie kostete mit den Schlosserarbeiten 119 Gulden 24 Kreuzer und war vom Salzburger Glockengießer Franz Gartner gegossen. Am Pfingstabend (1716) erklang sie zum ersten Male zur Vesper.« Die größten Feinde der Kirchenglocken sind, so kann man aus der Geschichte ablesen, die Kriege, stellvertretend natürlich für die, die sie führen. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden in den frühen 1940er-Jahren deutschlandweit die Kirchenglocken eingesammelt. Als »Kanonen-Rohstoff«. So wurden am 17. und 18. März 1942 auch von den Türmen der Franziskanerkirche die Glocken abgenommen. Anders als im Ersten Weltkrieg zählte jetzt die kulturgeschichtliche Bedeutung nur noch bedingt. Die beiden größeren Glocken mussten ihren angestammten Platz in der Franziskanerkirche verlassen. Nur das sogenannte Hungerglöcklein durfte in der Laterne des Frauenturms verbleiben.
Weil der Turm jedoch der Kirchenstiftung St. Andreas gehört, musste sich nach der Glockenabnahme der Stiftskirchenmesner Georg Walch um das noch verbliebene Glöckchen bemühen. In dem oben genannten Büchlein schreibt der Hauschronist über Walchs Tun anerkennend: »Er verlegte in geschickter und mühsamer Arbeit auf dieses einzige Glöcklein den Ganzstundenschlag, auch den Viertelstundenschlag und richtete eine der Glockenschalen ein, die bisher im Klostergang zum Schlagwerk der Hausuhr gehört hatten.« Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen alle Glocken des Berchtesgadener Landes – bis auf eine Glocke der Stiftskirche, die wahrscheinlich beim Transport zerbrach – wieder auf ihre alten Kirchtürme zurück. Glocken sind also, insbesondere die der Franziskanerkirche, nicht nur die Rufer zum Gottesdienst, sondern auch Geschichtenund Geschichtserzähler. Man muss nur aufmerksam zuhören können.
Dieter Meister
Im Marienmonat Mai wird die Gottesmutter in feierlichen Andachten verehrt
Vor allem in den der Heiligen Jungfrau geweihten Kirchen und Kapellen traf man sich zur Marienverehrung, zu deren Kern eben das feierliche „Ave Maria“ gehörte. Dem Gebet des Rosenkranzes hatten sich auch bei uns in der damaligen Fürstpropstei Berchtesgaden vor allem die Mitglieder der 1646 gegründeten Rosenkranz-Bruderschaft verschrieben. Dazu versammelten sich deren Mitglieder in der Stiftskirche vor dem linken Seitenaltar.
In der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Ettenberg gibt es im Gewölbezwickel ein Fresko mit der Inschrift „Auxilium Christianorum – Maria, die Hilfe der Christenheit“ und dabei ist die berühmte Seeschlacht von Lepanto vom 7. Oktober 1571 dargestellt.
Wenn bei der Fronleichnamsprozession die Dirndl des Trachtenvereins d‘ Kehlstoana die sog. Bauernmadonna mittragen, dann hat diese Muttergottes einen wunderbaren Filigranrosenkranz mit dabei. Ist das nicht auch ein lebendiges Beispiel der örtlichen Marienverehrung?

Berchtesgadener Land – Mit dem Gründonnerstag beginnen die Kartage im engeren Sinne. Am Vorabend des Karfreitags, ohne den es keine Auferstehung und kein Ostern gäbe, gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls Jesu. Doch wie ist der Name »Gründonnerstag« eigentlich entstanden, und welche Bräuche und Rituale sind mit diesem Tag verbunden? Berchtesgadens Pfarrer Thomas Frauenlob hat eine Erklärung parat.
Zur Entstehung des Namens bereits vor dem 15. Jahrhundert gibt es diverse Theorien. Er wird zum Teil aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, womöglich schon älteren Brauch hergeleitet, am Gründonnerstag grünes Gemüse, junge Triebe und grüne Kräuter zu essen. Dies passt nicht nur zu den Fastenvorschriften der Karwoche, sondern auch zu vorchristlichen Vorstellungen, dass man so die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufnahm.
Einer anderen Erklärung zufolge, der sich auch Berchtesgadens Pfarrer, Monsignore Dr. Thomas Frauenlob, anschließt, entstand das Essen des Grünzeugs durch ein Missverständnis: »Gründonnerstag kommt von Greinen, ein altes Wort für Weinen.« Aus dem mittelhochdeutschen »grien donnerstag« ist wohl in der volkstümlichen Interpretation „der Spinatdonnerstag geworden«, so Frauenlob. Das Weinen bezog sich einerseits auf die Büßer, die vorher Exkommunizierten, die seit dem 4. Jahrhundert an diesem Tag nach Buße und Vergebung wieder zur Kommunion zugelassen wurden, andererseits auf Jesu banges Nachtgebet voller Todesangst im Garten Getsemani nach dem Mahl.
Eine freudige und eine traurige Seite
»Interessant finde ich auch die Parallele zu den Bitterkräutern im Pessachmahl, mit denen die Juden der Bitternis der Sklaverei in Ägypten gedachten«, ergänzt Frauenlob. Der Gründonnerstag habe liturgisch deutlich zwei Teile: eine freudige mit der Pessachfeier, die Jesus den Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas zufolge als Jude mit seinen Jüngern beging und mit der Einsetzung der Eucharistie neu deutete, und eine traurige. Nach dem Gloria schweigen alle Glocken und die Orgel bis zum Gloria der Osternacht. Am Ende des Gottesdienstes werden die restlichen Hostien, das »Allerheiligste«, an einen anderen Ort übertragen, und der Altartisch wird kahl geräumt. Die Kommunion wird an diesem Tag nicht nur in Gestalt des Leibes, sondern auch des Blutes Christi, in Brot und Wein ausgeteilt. Und vielerorts wäscht der Pfarrer als Symbol für den vom Evangelisten Johannes überlieferten Dienst Jesu an seinen Jüngern und für die Nächstenliebe Pfarrangehörigen die Füße. Nach der Messe sind stille Anbetungen oder »Ölbergandachten« üblich. »Chrisam« kommt von »Christus« Ein weiteres, schönes liturgisches Ritual hat Frauenlob vor zwei Jahren neu eingeführt. Sein damaliger Kaplan Gerhard Wiesheu hatte es aus seiner Heimat Moosburg mitgebracht. Bei der Gabenbereitung werden am Gründonnerstag von Kommunion- und Firmkindern oder älteren Leuten die bei der »Chrisammesse« gesegneten heiligen Öle gebracht, und vom Diakon und Lektor wird dazu eine Deutung und Fürbitte formuliert. Die »Chrisammesse« wird in der Erzdiözese München und Freising immer am Mittwochnachmittag im Münchner Liebfrauendom von Kardinal Reinhard Marx zelebriert, also quasi am Vorabend des Gründonnerstags. Traditionell wurden die Öle in der ersten Messe am Gründonnerstag gesegnet, wenn auf Einladung des Erzbischofs alle Priester zusammen kamen, um ihre Gelübde zu erneuern. Die gesegneten Öle gab der Bischof dann seinen Priestern als Beauftragte mit in ihre Pfarreien. »Chrisam« leitet sich von »Christus« ab, dem griechischen Wort für »Der Gesalbte«, was dem hebräischen Wort „Messias“ entspricht.
Es gibt dreierlei Öle. Das aromatische »Chrisamöl«, das aus Olivenöl, Rosenöl und Gewürzen besteht, wird bei Taufe, Firmung, Priester und Bischofsweihe und Altarweihe verwendet.
Duft nach Rose, Zimt oder Zitrone
Das wärmende Kranken öl, das nach Zimt duftet, dient für die Krankensalbung und letzte Ölung. Und das »Katechumenen Öl«, eingesetzt bei der Aufnahme in die Gruppe der Taufbewerber, riecht laut Frauenlob »zitronig-erfrischend« und weckt den Geist auf. In drei Gefäßen werden die Öle im Kaspar Stangassinger-Schrein am Augustinus-Altar rechts in der Stiftskirche aufbewahrt. Den Schrein und die Gefäße hat das Künstlerpaar Lutzenberger aus Bad Wörishofen 2015 geschaffen. »Wenn Schulklassen kommen, lasse ich sie immer riechen, weil ich diese Gelegenheit als Kind nicht gehabt habe«, so Pfarrer Frauenlob. Bei jeder Taufe würden die Öle direkt aus dem Schrein des Glaubens-Vorbilds für den Täufling genommen.
»Am Gründonnerstag sind meistens auch die Eier gefärbt worden. Das war immer ein schöner Geruch nach Essig«, erinnert sich der Berchtesgadener Pfarrer an frühere Zeiten. Also wirklich ein Tag für alle Sinne, dieser »Gründonnerstag«,
Veronika Mergenthal
Quelle Berchtesgadener Anzeiger, Donnerstag, den 29. März 201
Ostern ist das höchste und zugleich älteste Fest der Christenheit. In diesem Zusammenhang sind im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Bräuche entstanden. Nachfolgend wird eine Auswahl der wohl bekanntesten vorgestellt und kurz erläutert.
Der Name Gründonnerstag leitet sich vom mittelhochdeutschen „greinen“ oder „grienen“, vom klagenden Weinen her. An diesem Tag wurden die Sünder, die während der Fastenzeit Buße geleistet hatten, die „Greinenden“, wieder in die gottesdienstliche Gemeinschaft aufgenommen. Deshalb kennt man bei uns auch die Bezeichnung „Antlasstag“ (= Entlasstag).
Fußwaschung: Als Zeichen der dienenden Liebe Jesu waschen in vielen Kirchen die Priester in Erinnerung an die Apostel zwölf Männern oder Frauen die Füße. Dieser Brauch stammt eigentlich aus dem Klosterleben und wurde im 12. Jahrhundert in die Liturgie eingeführt.
Im Blick auf die Feier des Leidens Christi verstummen nach überkommenem Brauch am Gründonnerstag mittags die Kirchenglocken. Seit der Liturgiereform schweigen jedoch Glocken und Orgel erst nach der Abendmahlfeier. Der Volksmund sagt: „Die Glocken fliegen nach Rom“.
Als Ausdruck der Trauer rattern und knattern nur noch hölzerne Ratschen und
Klappern, mit denen bei uns die Ministranten an den Kartagen durch den Markt lziehen oder vom Kirchturm aus die Gläubigen zum Gebet rufen. Als weiteres Zeichen der Trauer werden die Altäre entblößt.
Der Karfreitag, wegen des Todes Jesu auch Klagefreitag genannt, ist geprägt vom Kirchenbesuch. Dazu zählt natürlich um 15:00 Uhr die Karfreitagsliturgie mit der Verehrung des Kreuzes Christi. Da unsere Kirchen über sehr schön ausgestattete und z. T. alte Heilige Gräber verfügen, ist der Brauch „unser’m Herrn Grabkugei’n schaugn“ überaus lebendig.
Der Kalvarienberg am Fürstenstein wird neben dem Heiligen Grab fleißig besucht. Für dieses sog. „Kalvarienberg-Abbeten“ gibt es seit gut 150 Jahren ein eigenes Andachtsbüchlein.
Während früher das Osterfeuer bereits am Karsamstag morgen auf die alte Art aus dem Feuerstein geschlagen wurde, beginnt heutzutage die Osternachtfeier vor der Kirche mit der Entzündung und der Segnung des Osterfeuers. Das Element Feuer kommt nur einmal in der Liturgie vor, nämlich in dieser Feier. Das Feuer gilt hier als Symbol für die Sonne, die Wärme und Licht gibt und damit Leben ermöglicht. Der Brauch, dass Kinder in einer Laterne das Osterfeuer nach Hause brachten und damit das Herdfeuer entzündeten, ist abhanden gekommen.
Die Osterkerze wird am Osterfeuer entzündet. Die Kerze ist meist mit
Kreuz, Alpha und Omega – dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, der Jahreszahl 2018 und fünf farbigen Wachsnägeln als Symbole für die Wunden Christi am Kreuz geschmückt.
Die Osterkerze wird in die dunkle Kirche getragen und Christus dreimal als „Licht der Welt“ angerufen: Lumen Christi. An der Osterkerze entzünden in der Osternacht die Gläubigen ihre eigene Kerzen.
Osterwasser/Weihwasser: Wasser gilt seit jeher als Symbol für Reinigung, Erfrischung, Lebensfreude; ohne Wasser kein Leben. Mittels einer Lesung aus dem Alten Testament wird auch an den befreienden Durchzug durch das Schilfmeer erinnert. In der Osternacht wurden früher die Taufbewerber, die Katechumenen, getauft. Auch deshalb wird in der Liturgie das Taufversprechen erneuert.
Ostereier: Das Ei beschäftigt schon früh in der Kulturgeschichte die Phantasie der Menschen. Es gilt als Ursprungsort des Menschen oder gar des Universums; ihm wurde eine beschützende Kraft zugeschrieben. .Auch als Symbol hat das Ei eine wichtige Rolle gespielt. Man staunte über die vollendete Form. Und dass aus einem scheinbar toten Körper etwas Lebendiges hervorkommt, machte das Ei zum Symbol der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens. „Gleich einem Ei springt das Grab auf“ meinte der Kirchenvater Augustinus und sah im Ei ein Symbol für das vorhandene, aber noch nicht sichtbare neue Leben gleich dem auferstandenen Christus.
Seit dem Mittelalter war das Ei eine Berechnungseinheit für Pacht und Zins. So mussten z. B. die Gerer Bauern jährlich dem Mesner eine bestimmte Anzahl von Eiern als Läutgeld abliefern.
Warum die Eier gefärbt wurden, lässt sich nicht eindeutig erklären. Man nimmt an, dass man sie als gekochte Eier von den Zinseiern unterscheiden oder für die österliche Segnung in der Kirche schmücken wollte. Bei uns gibt es seit dem 13. Jahrhundert die „Roteier“, wobei die rote Farbe auf die Liebe, die Freude, aber auch auf das blutige Sterben Christi hinweisen soll.
Osterspeisen: Hier handelt es sich um die Speisen, die in der Osternacht gesegnet werden. Speziell die Segnung von Ostereiern ist schon im 12. Jahrhundert nachweisbar; „vom Fasten zum Fest“. Einer uralten Tradition gemäß werden dazu die am Gründonnerstag gelegten Eier – sofern man noch Hühner hat – , die Antlasseier, verwendet. Der Brauch der österlichen Speisensegnung gehört zur Feier der Osternacht. Im Speisenkorb finden sich neben den erwähnten Eiern, Salz, Butter, der Osterfladen , Speck oder Schinken und Kren. Dass die Eier vor der Speisenweihe an beiden Enden aufgeschlagen werden sollen, damit die Weihe besser hinein kam, entspricht wohl eher einer magischen Glaubensvorstellung.
Oapecken (Eierpecken) ist ein alter Osterbrauch mit gekochten, farbigen Eiern. Zuerst „Spitz auf Spitz“; da wird mit der Spitze des Eis solange gegen das Ei des Konkurrenten gestoßen, bis eines der beiden zu Bruch geht. Dann werden die stumpfen Enden gegen einander gepeckt. Der Sieger erhält das „eingehauene“ Ei.
Osterspaziergang – Emmausgang: Er erinnert an den Marsch der Jünger von
Jerusalem in das kleine Dorf Emmaus, bei dem ihnen der Auferstandene erschien. Während der pfarrliche Emmausgang heute verschwunden ist, wird der Osterspaziergang in den Familien gepflegt. Der Ostermontag ist ein „Menschertag“. Der ‚Bursch‘ holt sich von seinem Dirndl die roten Ostereier als Ostergeschenk ab. Am Nachmittag geht man „Emaus“; was man scherzhaft als „ebenaus-gehen“ auslegte und abends traf man sich zum Osterkranzl. Schon bei Johann Wolfgang von Goethe können wir im Osterspaziergang lesen: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick.“ Und dazu bietet sich der Emmaus-Rundweg von der Kirchleitenkapelle über Soleleitungsweg und Kalvarienberg zur Franziskanerkirche und durch die Fußgängerzone bis zur Stiftskirche an.
des Dach über dem Kopf zu haben und vier Wände sein eigen zu nennen, ist ein hohes Gut. Im besten Fall finden wir da Schutz und Heimat, Intimität und Geborgenheit. Wie viel mehr gilt diese Feststellung für den kranken Menschen, der nicht nur einer optimalen ärztlichen Versorgung und Betreuung bedarf, sondern auch ein Bedürfnis nach klinischer Seelsorge hat, um heilende Kräfte im Kranken zu wecken.
Am 27.06.2014 wurde die völlig umgestaltete Kapelle der Kreisklinik Berchtesgaden durch Weihbischof Wolfgang Bischof eingeweiht. Seither stand wieder ein Raum der Stille und des Gebetes für die Kranken und deren Angehörige zur Verfügung: Als Obdach für die Seele beim wöchentlichen Gottesdienst, zum meditativen Innehalten und für die individuelle Begegnung mit Gott, zum Ruhe suchen und zum Ruhe finden. Obwohl nach übereinstimmender Meinung ein wunderbarer Ort zum „Still sein vor dem Herrn“ hatten die Berchtesgadener das unbestimmte, aber starke Gefühl, dass etwas fehle.
Der Verein der Freunde der Kreisklinik Berchtesgaden nahm sich diesem Anliegen an und konnte das Erfordernis nach einer marianischen Darstellung feststellen, die zur Kliniksituation passt und einen Bezug zur kunst- und kulturhistorischen Prägung der Region aufweist. In vielen Gesprächen mit dem Pfarrverband Berchtesgaden, dem Krankenhausträger, den Kliniken Südostbayern, sogar Herr Landrat Georg Grabner wurde eingebunden, sowie dem Kunstreferat der Erzdiözese München-Freising wurde eine allgemein akzeptable Lösung gefunden: Die Schutzmantelmadonna des verstorbenen Berchtesgadener Künstlers Hans Richter sollte passend in die Wand neben der Eingangstür eingefügt werden und die Kapelle marianisch bereichern. Da es sich bei diesem Andachtsbild um eine „Maria gravida“, also um eine Maria in der Hoffnung handelt, wird hiermit auch an die ehemalige Geburtsabteilung auf dem gleichen Stockwerk erinnert.
Der Grafinger Bildhauer Robert M. Weber hat nun diesen Auftrag umgesetzt und Marienbild hat einen neuen prägenden wie einladenden Platz in der Kapelle erhalten.
Am kommenden Freitag, dem 23. März 2018, um 16:00 Uhr wird das Andachtsbild im Rahmen einer Hl. Messe von Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob und Krankenhausseelsorger Pater Benno gesegnet. Die musikalische Umrahmung liegt bei Familie Holzner. Die örtliche Bevölkerung ist herzlich zur Segnungsfeier eingeladen.
Foto: Die Schutzmantelmadonna (zugleich Maria gravida) an ihrem neuen Ort.
16.03.2018
Johannes Schöbinger
Vorstandsmitglied
uns die göttliche Vorsehung jedes Jahr die Fastenzeit als „eine Zeit der Umkehr und der Buße“, welche die Möglichkeit der Rückkehr zum Herrn aus ganzem Herzen und mit dem gesamten Leben verkündet und bewirkt.
Wir Christen fasten nicht, um noch religiöser zu werden oder Gott einen Gefallen zu tun. Sie verzichten auf etwas, um bewusst ihren Alltag zu unterbrechen und sich auf Gott auszurichten. Dadurch nimmt man Gottes Gegenwart oft stärker wahr. Durch Fasten schärft man seine Sinne und seinen Geist. Statt fernzusehen, nimmt man sich zum Beispiel Zeit, in der Bibel zu lesen und zu beten.
Die Fastenzeit wurde nicht von der Kirche des ersten Jahrhunderts befolgt!
Sie wurde zuerst von der Kirche in Rom während des Konzils von Nicea 325 A.D. attestiert, als Kaiser Constantine die Kirche offiziell als Staatsreligion des römischen Reiches anerkannte. Alle anderen Formen des Christentums, die Lehren im Gegensatz zur römischen Kirche hielten, galten als Feind des Staates. Im Jahr des Herrn 360 befahl das Konzil von Laodizea offiziell die Fastenzeit zu befolgen.
Durch das Fasten vor Ostern machen sich Christen das Evangelium ganz neu bewusst: dass Jesus, der Sohn Gottes, als Mensch auf die Welt kam. Dass er uns nicht nur gezeigt hat, wer Gott ist, sondern bereit war, alles auf sich zu nehmen, was uns von Gott trennt: unser Versagen, unsere Scham, unsere Schuld. Christen erinnern sich daran, dass Jesus für ihre Schuld ans Kreuz ging und als Lösegeld für sie gestorben ist.
Dass es genau 40 Tage und Nächte sind, bezieht sich darauf, dass auch Jesus so lange gefastet hat. Übrigens haben auch die großen Gottesmänner Mose und Elia jeweils vierzig Tage und Nächte gefastet. Jeder darf aber selbst festlegen, ob, wie lange und auf welche Art er fasten möchte.
Durch das Fasten nimmt man sich bewusst Zeit, Gottes Gegenwart zu suchen. In der Bibel haben Menschen auch gefastet, um Busse zu tun. Das bedeutet, umzukehren von falschen Wegen und sich ganz neu auf Gott ausrichten. Durch Fasten kann man außerdem ausdrücken, dass man es mit einem bestimmten Gebetsanliegen ernst meint. Manche fasten auch einfach nur, um Gott zu ehren und ihm zu zeigen, wie viel er ihnen bedeutet.
Drei Dinge sind es, die dem Glauben Festigkeit geben, durch welche die Frömmigkeit Bestand hat und die Tugend bleibt: Gebet, Fasten und Werke der Barmherzigkeit.
Was das Gebet erbittet, das wird dem Fasten gewährt, und die Barmherzigkeit nimmt es in Empfang. Gebet, Barmherzigkeit und Fasten, die drei Dinge sind eins, und sie verleihen sich gegenseitig Leben.
Die Seele des Gebetes ist das Fasten, das Leben des Fastens ist die Barmherzigkeit. Niemand reiße die drei auseinander, sie vertragen keine Trennung. Wer nur eines von ihnen besitzt und nicht alle zugleich, der hat nichts.
Wer also betet, der faste auch; wer fastet, übe auch Barmherzigkeit; wer selbst gehört werden will, der höre auf den Bittenden; wer sein Ohr dem Bittenden nicht verschließt, der findet Gehör bei Gott.
Wer an Jesus glaubt, ist erlöst und muss nichts mehr dazu tun. Man braucht also nicht versuchen, Gott durch Fasten zu beeindrucken. Fasten soll auch keine Art geistlicher Hungerstreik sein, um Gott zu etwas zu zwingen. Wer so fastet, glaubt vielleicht, er weiß es ein bisschen besser als Gott, wie es laufen soll. Und das bringt nichts. Letztendlich fasten muss freiwillig sein und sollte ein Ziel haben. Wer aus Gruppenzwang fastet oder gar nicht weiß, was er damit erreichen möchte, fastet vergebens.



