Liebe Mitglieder des Deutschen Alpen Vereins, liebe Bergkameraden.
Der Berg ruft. Diese Gedanken habe ich für meine Predigt ausgewählt. Diesen Satz hört man ja immer wieder, besonders wenn man gerne in die Berge geht.
Was ruft er denn, der Berg? Also angenommen, er könnte rufen, was würde er uns zurufen? „Komm rauf! Es ist schön hier oben! Hier hat man eine herrliche Aussicht.“ So kann man ähnlich vielleicht empfinden. Was sollte er denn auch sonst rufen?
Der Berg ruft ja wohl kaum: Du wirst sicher schwitzen! Du wirst außer Atem sein! Du musst über unangenehme Wege kämpfen! Vielleicht musst auch an die Grenzen deiner Kräfte kommen und auch mal stürzen!
Sowas ruft der Berg eher nicht.
Wenn uns der Berg ruft – malt er vor allem die schöne Aussicht in den besten Farben aus. Dann will er uns locken. Es ist ja schön oben besonders hier auf der Wasser alm zu sein.
Für uns Bergkameraden sind die Berge zu einer zweiten Heimat geworden. Wir haben uns in der Bergwelt eingerichtet wie in den eigenen vier Wänden. Auf bekannten Wegen, gehen wir auf unsere Hausberge.
Wir haben unsere Berghütten; da kennt der Wirt seine Stammgäste und serviert ihnen die Brotzeit, noch bevor einer den Rucksack in die Ecke gestellt hat. Man singt die vertrauten Berglieder, tauscht Erfahrungen aus und schlisst Freundschaften unter Bergkameraden.
Die Bergwelt ist eine Welt wo das Leben hart ist und voller Gefahr. Aber wenn man am Abend glücklich und zufrieden nach Hause kommt, dann sind uns unsere Berge noch enger ans Herz gewachsen.
Solche Berge erzählen. Sie halten große Mythen und Traditionen fest. Gott ist oben. Und wenn man ihm nahe kommen will, dann muss man hinauf.
Berge führen immer an Grenzen. Grenzen der körperlichen und der mentalen Leistungsfähigkeit. In der Bibel sind Berge Symbole der Begegnung von Himmel und Erde. Menschen, auch Jesus begegnen Gott in besonderer Weise an diesen Orten.
Die drei Apostel erleben mit Jesus auf dem Berg wunderbare Augenblicke. Diese wunderbare Zeit möchte Petrus gern festhalten darum möchte er Hütten bauen, um diese gemütliche Gemeinschaft zu bewahren!
Es ist schön auf dem Gipfel zu sein, aber das darf nicht ewig so sein. Genauso wie die Apostel müssen wir runter vom Berg. Hinunter zu den Menschen, dorthin, wo wir gebraucht werden!
Wir haben gleich die Möglichkeit dasselbe zu tun. Wenn wir von der Wasser Alm zurück nach Hause kommen, dann nutzen wir doch diese Minuten der Besinnung.
Danken wir Jesus dafür, dass er uns durch sein Wort und sein Mahl gestärkt hat. Und bitten wir ihn, uns zu zeigen, welche Menschen da unten jetzt das seine Worte oder seine helfende Taten brauchen, die gerade wir ihnen bringen sollen.
Runter vom Berg, das kann auch heißen: Hinunter in das Tal des Alltags. Wer mit Jesus auf dem Gipfel und in seinem Licht stand, der kann dieses Licht im Herzen mitnehmen, um dunkle Täler für sich selbst oder für andere auszuleuchten. Und wer Jesu Wort auf dem Berg gehört hat, darf seiner Begleitung auch im Tal gewiss sein.
Der Berg ruft! Jesus will uns in seinem Wort begegnen, hier auf der Wasser Alm. Und danach heißt es dann wieder: Runter vom Berg, hinunter zu den Menschen, um ihnen Jesus zu bringen. Jesus geht mit uns. Er ist unser Begleiter auf dem Berg und im Tal unseres Lebens. Amen