Die rätselvollen Töne vom Turm

Kunstwerke und Kanonenfutter: Die verschlungene Geschichte der Glocken der Franziskanerkirche Berchtesgaden – Wer die Glocken der Franziskanerkirche hört, freut sich möglicherweise über deren Wohlklang – oder auch nicht. Wem der »Ton gehört«, weiß der Hörer allerdings nicht so genau. Die Angelusglocke ist die größte Glocke, die zu den Gottesdiensten in die Franziskanerkirche ruft. Sie wiegt immerhin 1 100 Kilogramm und machte im Zweiten Weltkrieg eine Reise zu den Schmelzöfen, kam aber unversehrt zurück. (Fotos: Wechslinger) Die Franziskanerkirche ist eine Besonderheit unter den Kirchen des Berchtesgadener Landes. Zum einen die Gebäudeteile betreffend, zum anderen auch die Glockenfrage. Eigentümer von Franziskanerkloster und Franziskanerkirche ist der Freistaat Bayern. An die Klosterkirche wurde auf der Nordseite schon im ausgehenden 17. Jahrhundert ein Läutturm für den zweiten Friedhof der Pfarrei St. Andreas aus Kälbersteinmarmor angebaut. Baumeister war mit Lorenzo Sciasca aus Graubünden ein bedeutender Baumeister seiner Zeit. Der sogenannte Frauenturm gehörte und gehört noch immer mitsamt der Turmuhr und den beiden Glocken der Kirchenstiftung St. Andreas. Drei Glocken bis 1917 Im Turm hingen bis zum Jahre 1917 drei Glocken, in einem aufgesetzten Dachreitertürmchen befand sich eine vierte Glocke, die sogenannte Konventglocke. Durch Bekanntmachung der drei stellvertretenden Generalkommandos vom 1. März 1917 wurden alle Glocken, soweit sie aus Bronze waren und sofern sie keinen besonderen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder kunstgewerblichen Wert besaßen, für Heereszwecke beschlagnahmt. Gemäß Gutachten des Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns vom 22. März 1917 wurden deshalb die Konventglocke sowie die größte und die kleinste Glocke des Kirchengeläuts von der Beschlagnahme, Enteignung und Ablieferung befreit. Die zweite Glocke allerdings, die wie die Größere 1686 von Johann Nuspicker in Salzburg gegossen, 1890 aber schon von Franz Oberascher in Reichenhall umgegossen worden war, musste an die Militärverwaltung abgegeben werden. Diese, auf den Ton »a« gestimmte Glocke hatte eine Höhe von 90 cm und einen Durchmesser von 95 cm. Auf ihr waren zwei Bilder angebracht: St. Franziskus und die Hl. Dreifaltigkeit mit der Inschrift »Sanctissima Trinitati 1686 Denuo 1890«. Am Schlagrand die Umschrift »Gegossen von Franz Oberascher in Reichenhall aus freiwilligen Gaben der Pfarrangehörigen Berchtesgadens«. Bei der Glockenabgabe zerschlug man die Glocke damals gleich im Turm. Im Laufe des letzten Kriegsjahres 1918 wurde in ganz Deutschland eine zweite Glockenabnahme angeordnet. »Unsere tapferen, siegreichen Krieger bedurften dringend neuer Waffen, um einen ehrenvollen Frieden herbeizuführen, und unsere heldenmütig kämpfende Armee musste mit allen Mitteln ausgestattet werden, welche das Ende des Weltkampfes rascher herbeiführen konnten.« Bei der Nachprüfung der Geläute durch den mit der Durchführung und Festlegung der Gruppenzugehörigkeit betrauten Ausschuss im Bezirk Berchtesgaden-Reichenhall am 10. September 1918 wurden noch weitere Bronzeglocken zur Ablieferung an die Militärverwaltung ausgeschieden. Bei den im Jahr zuvor in der Franziskanerkirche belassenen Glocken wurde der besondere wissenschaftliche, geschichtliche und kunstgewerbliche Wert glücklicherweise auch im Jahre 1918 geachtet und die drei Glocken durften hängen bleiben. Die Größte von den im Jahre 1917 nicht enteigneten Glocken war die Angelusglocke im Frauenturm. Sie hat ein Gewicht von 1100 kg und einen Durchmesser von 118 cm und ist auf den Ton “f” gestimmt. Auf ihr ist das Bild von Maria als Königin, gegenüber ein Schild mit der Inschrift »Joannes Nuspikher hat mich gegossen 1686«. Lange wurde diese Glocke als Friedhofsglocke bei Beerdigungen verwendet. Das änderte sich erst mit dem Bau der neuen Aussegnungshalle mit einer eigenen Glocke. Ganz oben in der Turmlaterne hängt das Feuer-, Notoder Hungerglöcklein, es ist auf den Ton »dis« gestimmt, hat ein Gewicht von »nur« 80 kg und einen Durchmesser von 38 cm. Aufgrund der stark verwitterten Inschrift lässt sich das Alter dieses Glöckleins leider nicht mehr bestimmen. Auf »e« gestimmt Im Dachreiter auf dem Westgiebel der Kirche hängt das Konventglöcklein mit der Inschrift »AMDCCXVI Franciscus Gartner in Salzpurgh goß mich«. Auf der Glocke sind die Abbildungen von St. Michael, Antonius, Immaculata und Franciscus zu sehen. Der Durchmesser, der auf den Ton »e« gestimmten Glocke beträgt 59 cm. In seiner »Geschichte des Franziskaner-Klosters Berchtesgaden« drückt es Pater Franz Adelhardt so aus: »Am 6. März 1716 wurde die erste Hand angelegt zum Baue des Chortürmchens, der am 27. April mit der Aufsetzung eines Marienbildes beendet wurde. Die 179 Pfund schwere Chorglocke stiftete der geistliche Vater, der Leithauswirt Stephan Maltan; sie kostete mit den Schlosserarbeiten 119 Gulden 24 Kreuzer und war vom Salzburger Glockengießer Franz Gartner gegossen. Am Pfingstabend (1716) erklang sie zum ersten Male zur Vesper.« Die größten Feinde der Kirchenglocken sind, so kann man aus der Geschichte ablesen, die Kriege, stellvertretend natürlich für die, die sie führen. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden in den frühen 1940er-Jahren deutschlandweit die Kirchenglocken eingesammelt. Als »Kanonen-Rohstoff«. So wurden am 17. und 18. März 1942 auch von den Türmen der Franziskanerkirche die Glocken abgenommen. Anders als im Ersten Weltkrieg zählte jetzt die kulturgeschichtliche Bedeutung nur noch bedingt. Die beiden größeren Glocken mussten ihren angestammten Platz in der Franziskanerkirche verlassen. Nur das sogenannte Hungerglöcklein durfte in der Laterne des Frauenturms verbleiben. Weil der Turm jedoch der Kirchenstiftung St. Andreas gehört, musste sich nach der Glockenabnahme der Stiftskirchenmesner Georg Walch um das noch verbliebene Glöckchen bemühen. In dem oben genannten Büchlein schreibt der Hauschronist über Walchs Tun anerkennend: »Er verlegte in geschickter und mühsamer Arbeit auf dieses einzige Glöcklein den Ganzstundenschlag, auch den Viertelstundenschlag und richtete eine der Glockenschalen ein, die bisher im Klostergang zum Schlagwerk der Hausuhr gehört hatten.« Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen alle Glocken des Berchtesgadener Landes – bis auf eine Glocke der Stiftskirche, die wahrscheinlich beim Transport zerbrach – wieder auf ihre alten Kirchtürme zurück. Glocken sind also, insbesondere die der Franziskanerkirche, nicht nur die Rufer zum Gottesdienst, sondern auch Geschichtenund Geschichtserzähler. Man muss nur aufmerksam zuhören können. Dieter Meister

„Eine Gebetsübung für alle Stände“

Das Rosenkranzgebet : „Eine Gebetsübung für alle Stände“

Im Marienmonat Mai wird die Gottesmutter in feierlichen Andachten verehrt

Für die Teilnahme an der Sendung „Wer wird Millionär?“ sollte man es wissen, wer den Rosenkranz, den populärsten katholischen Gebetszyklus erfunden hat. Es war der Karthäusermönch Dominikus von Trier. Als Novizenmeister in Mainz hängte er um 1434/35 an den Namen „Jesus“ in jedem „Gegrüßet seist Du, Maria“ einen Halbsatz an, der an die Stationen des Lebens und des Leidens Jesu erinnerte. Zum einfacheren Zählen der Gebete nutzte er eine Schnur, den „Rosenkranz“, eine Gebetskette, wie sie auch in anderen Religionen bekannt ist und verwendet wird.
Ohne dieses Gebet lässt sich die traditionelle Marienverehrung, wie sie insbesondere im Monat Mai in den Maiandachten gepflegt wird, gar nicht vorstellen. Vielleicht war es die Blütenpracht des Frühjahrs, als deren „schönste Himmelsblüte“ man die Gottesmutter sah und folglich den Monat Mai zum Marienmonat machte.
Vor allem in den der Heiligen Jungfrau geweihten Kirchen und Kapellen traf man sich zur Marienverehrung, zu deren Kern eben das feierliche „Ave Maria“ gehörte. Dem Gebet des Rosenkranzes hatten sich auch bei uns in der damaligen Fürstpropstei Berchtesgaden vor allem die Mitglieder der 1646 gegründeten Rosenkranz-Bruderschaft verschrieben. Dazu versammelten sich deren Mitglieder in der Stiftskirche vor dem linken Seitenaltar.

Das hochwertige Altarbild des holländischen Barockmalers Joachim von Sandrart zeigt die „Rosenkranzspende“. Maria übergibt den Rosenkranz an den Hl. Dominikus und die Hl. Katharina von Siena. Das Thema “Rosenkranzspende” ist eine sehr beliebte Bildaussage der Barockzeit. Auch wenn die Rosenkranzspende an den Hl. Dominikus eine reine Erfindung von Alanus von Rupe ist, so macht das Bildthema dennoch Freude. Es ist eine schöne Vorstellung, dass Maria uns selbst den Rosenkranz in die Hand legt (aufmachen muss man sie halt selbst). Betrachten wir kurz das Gemälde: Wer hat schon so ein munteres Jesuskind gesehen? Und nicht zu übersehen die beiden schönen Begleitengel. „Als Schutz und Schirm gegen die Anfechtung des Teufels“ verstand sich die Rosenkranz-Bruderschaft. Ihre Mitglieder verpflichteten sich, jede Woche einen „freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Rosenkranz“ zu verrichten.
In der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Ettenberg gibt es im Gewölbezwickel ein Fresko mit der Inschrift „Auxilium Christianorum – Maria, die Hilfe der Christenheit“ und dabei ist die berühmte Seeschlacht von Lepanto vom 7. Oktober 1571 dargestellt.
Damals besiegte die christliche Flotte unter Don Juan d’ Austria die türkische Seemacht völlig. Doch, was hat dies mit unserem Thema vom Rosenkranz zu tun? Schon vor der Schlacht hatte Papst Pius V. alle Christen zum Rosenkranzgebet aufgerufen. Aber auch der Jesuitenorden war mit den Ereignissen von Lepanto in besonderer Weise verbunden, hatten sie doch Tausende von Rosenkränzen an die Kämpfenden verteilt und damit deren Siegeswillen gestärkt. Nach dem fulminanten Sieg verkündete Pius V. in Rom, dass die Christen nur durch die Beihilfe der Gottesmutter gesiegt hätten: Maria de Victoria.

Zwar gab es auch bei uns schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts im Monat Mai Andachten zu Ehren Marias, aber es war wohl der Impuls des Mainzer „Arbeiterbischofs“ Wilhelm von Ketteler, der die Maiandacht „als Gebetsübung für alle Stände“ breitenwirksam einführte, damit die frommen Bürger Gott ein „wohlgefelliges Werk“ erbringen konnten. Doch, manche Menschen beteten aus religiösem Eifer im Mai den ganzen Tag über zu Ehren der Muttergottes, was die Kirchenoberen veranlasste in den bayerischen Pfarreien kundzutun: „daß nit ein jedweder nach eigener Willkür, sondern das Mayengebet des abends nach verrichteter Feldarbeith halten soll“. – Dazu ein abschließender Kommentar aus einem wunderbaren Marienlied „O Maria hilf!“

Wenn bei der Fronleichnamsprozession die Dirndl des Trachtenvereins d’ Kehlstoana die sog. Bauernmadonna mittragen, dann hat diese Muttergottes einen wunderbaren Filigranrosenkranz mit dabei. Ist das nicht auch ein lebendiges Beispiel der örtlichen Marienverehrung?

Johannes Schöbinger

Gründonnerstagssuppe

Neunerlei Kräuter gehören in die »Gründonnerstagssuppe«. Wir wählten für die Probesuppe Bärlauch, Brennnessel, Löwenzahn, Kresse, Gänseblümchen, Gundelrebe, Labkraut, Rotklee und Schafgarbe aus.

In vielen Familien wurden spezielle Rezepte einer »Gründonnerstagssuppe« von Generation zu Generation weiter gegeben. Wie die Marktschellenberger Kräuterpädagogin Monika Angerer erläutert, gehören aufgrund der Bedeutung der heiligen Zahl neun, neunerlei Kräuter hinein, zum Beispiel Spitzwegerich, Gundelrebe, Günsel, Löwenzahn, Frauenmantel, Schafgarbe, Rotklee, Labkraut, Gänseblümchen, Bärlauch oder auch Haselnuss- oder Birkenblätter. »Es kommt auf die Zeit drauf an, was schon da ist. Je später Ostern fällt, umso größer ist die Auswahl.« Mit dieser Suppe könne man Ende der Fastenzeit noch einmal entgiften, bevor an Ostern das Schlemmen losgeht. Die traditionelle Suppe war auch Gesprächsthema bei der Kräuterwanderung in Marktschellenberg (wir berichteten). »Ich mache meistens eine Brennnesselsuppe«, erzählt die Marktschellenbergerin Annemarie Lackner. Ihr Lieblingsrezept ist die »Russische Brennnesselsuppe«. Sie dünstet dafür Zwiebeln an, löscht sie mit guter Rinds suppe (oder auch Gemüsebrühe) ab, lässt die Brennnesseln, gern zur Hälfte mit Bärlauch gemischt, einige Minuten kochen, mixt das Ganze und gibt Würstelscheiben, ein gekochtes Ei und saure Sahne hinein. Pfarrer Thomas Frauenlob verrät im Gespräch mit dem »Berchtesgadener Anzeiger«: »Bei uns hat es am Gründonnerstag immer Spinat, Kartoffeln und Spiegelei gegeben. Das war bei den Kindern nicht der Renner.« Seine Kindheit verbrachte er auf einem Bauernhof am Kleinhögl in der Gemeinde Piding.

Quelle Berchtesgadener Anzeiger; Donnerstag, den 29. März 2018

Ein Festtag für alle Sinne

Pfarrer Thomas Frauenlob über den Gründonnerstag und dessen Bräuche – Die Wortherkunft, heilige Öle und bittere Kräuter. Berchtesgadener Land – Mit dem Gründonnerstag beginnen die Kartage im engeren Sinne. Am Vorabend des Karfreitags, ohne den es keine Auferstehung und kein Ostern gäbe, gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls Jesu. Doch wie ist der Name »Gründonnerstag« eigentlich entstanden, und welche Bräuche und Rituale sind mit diesem Tag verbunden? Berchtesgadens Pfarrer Thomas Frauenlob hat eine Erklärung parat. Zur Entstehung des Namens bereits vor dem 15. Jahrhundert gibt es diverse Theorien. Er wird zum Teil aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, womöglich schon älteren Brauch hergeleitet, am Gründonnerstag grünes Gemüse, junge Triebe und grüne Kräuter zu essen. Dies passt nicht nur zu den Fastenvorschriften der Karwoche, sondern auch zu vorchristlichen Vorstellungen, dass man so die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufnahm. Einer anderen Erklärung zufolge, der sich auch Berchtesgadens Pfarrer, Monsignore Dr. Thomas Frauenlob, anschließt, entstand das Essen des Grünzeugs durch ein Missverständnis: »Gründonnerstag kommt von Greinen, ein altes Wort für Weinen.« Aus dem mittelhochdeutschen »grien donnerstag« ist wohl in der volkstümlichen Interpretation „der Spinatdonnerstag geworden«, so Frauenlob. Das Weinen bezog sich einerseits auf die Büßer, die vorher Exkommunizierten, die seit dem 4. Jahrhundert an diesem Tag nach Buße und Vergebung wieder zur Kommunion zugelassen wurden, andererseits auf Jesu banges Nachtgebet voller Todesangst im Garten Getsemani nach dem Mahl. Eine freudige und eine traurige Seite »Interessant finde ich auch die Parallele zu den Bitterkräutern im Pessachmahl, mit denen die Juden der Bitternis der Sklaverei in Ägypten gedachten«, ergänzt Frauenlob. Der Gründonnerstag habe liturgisch deutlich zwei Teile: eine freudige mit der Pessachfeier, die Jesus den Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas zufolge als Jude mit seinen Jüngern beging und mit der Einsetzung der Eucharistie neu deutete, und eine traurige. Nach dem Gloria schweigen alle Glocken und die Orgel bis zum Gloria der Osternacht. Am Ende des Gottesdienstes werden die restlichen Hostien, das »Allerheiligste«, an einen anderen Ort übertragen, und der Altartisch wird kahl geräumt. Die Kommunion wird an diesem Tag nicht nur in Gestalt des Leibes, sondern auch des Blutes Christi, in Brot und Wein ausgeteilt. Und vielerorts wäscht der Pfarrer als Symbol für den vom Evangelisten Johannes überlieferten Dienst Jesu an seinen Jüngern und für die Nächstenliebe Pfarrangehörigen die Füße. Nach der Messe sind stille Anbetungen oder »Ölbergandachten« üblich. »Chrisam« kommt von »Christus« Ein weiteres, schönes liturgisches Ritual hat Frauenlob vor zwei Jahren neu eingeführt. Sein damaliger Kaplan Gerhard Wiesheu hatte es aus seiner Heimat Moosburg mitgebracht. Bei der Gabenbereitung werden am Gründonnerstag von Kommunion- und Firmkindern oder älteren Leuten die bei der »Chrisammesse« gesegneten heiligen Öle gebracht, und vom Diakon und Lektor wird dazu eine Deutung und Fürbitte formuliert. Die »Chrisammesse« wird in der Erzdiözese München und Freising immer am Mittwochnachmittag im Münchner Liebfrauendom von Kardinal Reinhard Marx zelebriert, also quasi am Vorabend des Gründonnerstags. Traditionell wurden die Öle in der ersten Messe am Gründonnerstag gesegnet, wenn auf Einladung des Erzbischofs alle Priester zusammen kamen, um ihre Gelübde zu erneuern. Die gesegneten Öle gab der Bischof dann seinen Priestern als Beauftragte mit in ihre Pfarreien. »Chrisam« leitet sich von »Christus« ab, dem griechischen Wort für »Der Gesalbte«, was dem hebräischen Wort „Messias“ entspricht. Es gibt dreierlei Öle. Das aromatische »Chrisamöl«, das aus Olivenöl, Rosenöl und Gewürzen besteht, wird bei Taufe, Firmung, Priester und Bischofsweihe und Altarweihe verwendet. Duft nach Rose, Zimt oder Zitrone Das wärmende Kranken öl, das nach Zimt duftet, dient für die Krankensalbung und letzte Ölung. Und das »Katechumenen Öl«, eingesetzt bei der Aufnahme in die Gruppe der Taufbewerber, riecht laut Frauenlob »zitronig-erfrischend« und weckt den Geist auf. In drei Gefäßen werden die Öle im Kaspar Stangassinger-Schrein am Augustinus-Altar rechts in der Stiftskirche aufbewahrt. Den Schrein und die Gefäße hat das Künstlerpaar Lutzenberger aus Bad Wörishofen 2015 geschaffen. »Wenn Schulklassen kommen, lasse ich sie immer riechen, weil ich diese Gelegenheit als Kind nicht gehabt habe«, so Pfarrer Frauenlob. Bei jeder Taufe würden die Öle direkt aus dem Schrein des Glaubens-Vorbilds für den Täufling genommen. »Am Gründonnerstag sind meistens auch die Eier gefärbt worden. Das war immer ein schöner Geruch nach Essig«, erinnert sich der Berchtesgadener Pfarrer an frühere Zeiten. Also wirklich ein Tag für alle Sinne, dieser »Gründonnerstag«, Veronika Mergenthal Quelle Berchtesgadener Anzeiger, Donnerstag, den 29. März 201

Wenn die Glocken nach Rom fliegen

Vom Brauchtum rund um Ostern An die Fangfrage im Religionsunterricht erinnere ich mich sehr gut: „Was ist das größte Fest der Christenheit?“ Spontan antwortete die Klasse im Chor: „Weihnachten!“ – „Falsch!“ verkündete der Religionslehrer: „Falsch! Falsch! Ostern!“ Nicht ohne vorwurfsvoll hinzuzufügen: „Ihr denkt doch nur an die Geschenke!“ Betroffenes Schweigen und Kopfschütteln auf unserer Seite. Recht hatte unser Religionslehrer. Ostern ist das höchste und zugleich älteste Fest der Christenheit. In diesem Zusammenhang sind im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Bräuche entstanden. Nachfolgend wird eine Auswahl der wohl bekanntesten vorgestellt und kurz erläutert. Der Name Gründonnerstag leitet sich vom mittelhochdeutschen “greinen” oder “grienen”, vom klagenden Weinen her. An diesem Tag wurden die Sünder, die während der Fastenzeit Buße geleistet hatten, die “Greinenden”, wieder in die gottesdienstliche Gemeinschaft aufgenommen. Deshalb kennt man bei uns auch die Bezeichnung “Antlasstag” (= Entlasstag). Fußwaschung: Als Zeichen der dienenden Liebe Jesu waschen in vielen Kirchen die Priester in Erinnerung an die Apostel zwölf Männern oder Frauen die Füße. Dieser Brauch stammt eigentlich aus dem Klosterleben und wurde im 12. Jahrhundert in die Liturgie eingeführt. Im Blick auf die Feier des Leidens Christi verstummen nach überkommenem Brauch am Gründonnerstag mittags die Kirchenglocken. Seit der Liturgiereform schweigen jedoch Glocken und Orgel erst nach der Abendmahlfeier. Der Volksmund sagt: “Die Glocken fliegen nach Rom”. Als Ausdruck der Trauer rattern und knattern nur noch hölzerne Ratschen und Klappern, mit denen bei uns die Ministranten an den Kartagen durch den Markt lziehen oder vom Kirchturm aus die Gläubigen zum Gebet rufen. Als weiteres Zeichen der Trauer werden die Altäre entblößt. Der Karfreitag, wegen des Todes Jesu auch Klagefreitag genannt, ist geprägt vom Kirchenbesuch. Dazu zählt natürlich um 15:00 Uhr die Karfreitagsliturgie mit der Verehrung des Kreuzes Christi. Da unsere Kirchen über sehr schön ausgestattete und z. T. alte Heilige Gräber verfügen, ist der Brauch „unser’m Herrn Grabkugei’n schaugn“ überaus lebendig. Der Kalvarienberg am Fürstenstein wird neben dem Heiligen Grab fleißig besucht. Für dieses sog. „Kalvarienberg-Abbeten“ gibt es seit gut 150 Jahren ein eigenes Andachtsbüchlein. Während früher das Osterfeuer bereits am Karsamstag morgen auf die alte Art aus dem Feuerstein geschlagen wurde, beginnt heutzutage die Osternachtfeier vor der Kirche mit der Entzündung und der Segnung des Osterfeuers. Das Element Feuer kommt nur einmal in der Liturgie vor, nämlich in dieser Feier. Das Feuer gilt hier als Symbol für die Sonne, die Wärme und Licht gibt und damit Leben ermöglicht. Der Brauch, dass Kinder in einer Laterne das Osterfeuer nach Hause brachten und damit das Herdfeuer entzündeten, ist abhanden gekommen. Die Osterkerze wird am Osterfeuer entzündet. Die Kerze ist meist mit Kreuz, Alpha und Omega – dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, der Jahreszahl 2018 und fünf farbigen Wachsnägeln als Symbole für die Wunden Christi am Kreuz geschmückt. Die Osterkerze wird in die dunkle Kirche getragen und Christus dreimal als „Licht der Welt“ angerufen: Lumen Christi. An der Osterkerze entzünden in der Osternacht die Gläubigen ihre eigene Kerzen. Osterwasser/Weihwasser: Wasser gilt seit jeher als Symbol für Reinigung, Erfrischung, Lebensfreude; ohne Wasser kein Leben. Mittels einer Lesung aus dem Alten Testament wird auch an den befreienden Durchzug durch das Schilfmeer erinnert. In der Osternacht wurden früher die Taufbewerber, die Katechumenen, getauft. Auch deshalb wird in der Liturgie das Taufversprechen erneuert. Ostereier: Das Ei beschäftigt schon früh in der Kulturgeschichte die Phantasie der Menschen. Es gilt als Ursprungsort des Menschen oder gar des Universums; ihm wurde eine beschützende Kraft zugeschrieben. .Auch als Symbol hat das Ei eine wichtige Rolle gespielt. Man staunte über die vollendete Form. Und dass aus einem scheinbar toten Körper etwas Lebendiges hervorkommt, machte das Ei zum Symbol der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens. “Gleich einem Ei springt das Grab auf” meinte der Kirchenvater Augustinus und sah im Ei ein Symbol für das vorhandene, aber noch nicht sichtbare neue Leben gleich dem auferstandenen Christus. Seit dem Mittelalter war das Ei eine Berechnungseinheit für Pacht und Zins. So mussten z. B. die Gerer Bauern jährlich dem Mesner eine bestimmte Anzahl von Eiern als Läutgeld abliefern. Warum die Eier gefärbt wurden, lässt sich nicht eindeutig erklären. Man nimmt an, dass man sie als gekochte Eier von den Zinseiern unterscheiden oder für die österliche Segnung in der Kirche schmücken wollte. Bei uns gibt es seit dem 13. Jahrhundert die “Roteier”, wobei die rote Farbe auf die Liebe, die Freude, aber auch auf das blutige Sterben Christi hinweisen soll. Osterspeisen: Hier handelt es sich um die Speisen, die in der Osternacht gesegnet werden. Speziell die Segnung von Ostereiern ist schon im 12. Jahrhundert nachweisbar; „vom Fasten zum Fest“. Einer uralten Tradition gemäß werden dazu die am Gründonnerstag gelegten Eier – sofern man noch Hühner hat – , die Antlasseier, verwendet. Der Brauch der österlichen Speisensegnung gehört zur Feier der Osternacht. Im Speisenkorb finden sich neben den erwähnten Eiern, Salz, Butter, der Osterfladen , Speck oder Schinken und Kren. Dass die Eier vor der Speisenweihe an beiden Enden aufgeschlagen werden sollen, damit die Weihe besser hinein kam, entspricht wohl eher einer magischen Glaubensvorstellung. Oapecken (Eierpecken) ist ein alter Osterbrauch mit gekochten, farbigen Eiern. Zuerst „Spitz auf Spitz“; da wird mit der Spitze des Eis solange gegen das Ei des Konkurrenten gestoßen, bis eines der beiden zu Bruch geht. Dann werden die stumpfen Enden gegen einander gepeckt. Der Sieger erhält das „eingehauene“ Ei. Osterspaziergang – Emmausgang: Er erinnert an den Marsch der Jünger von Jerusalem in das kleine Dorf Emmaus, bei dem ihnen der Auferstandene erschien. Während der pfarrliche Emmausgang heute verschwunden ist, wird der Osterspaziergang in den Familien gepflegt. Der Ostermontag ist ein „Menschertag“. Der ‘Bursch’ holt sich von seinem Dirndl die roten Ostereier als Ostergeschenk ab. Am Nachmittag geht man „Emaus“; was man scherzhaft als „ebenaus-gehen“ auslegte und abends traf man sich zum Osterkranzl. Schon bei Johann Wolfgang von Goethe können wir im Osterspaziergang lesen: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick.“ Und dazu bietet sich der Emmaus-Rundweg von der Kirchleitenkapelle über Soleleitungsweg und Kalvarienberg zur Franziskanerkirche und durch die Fußgängerzone bis zur Stiftskirche an.

Obdach für die Seele

Kapelle der Kreisklinik Berchtesgaden erhält Schutzmantelmadonna Ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben und vier Wände sein eigen zu nennen, ist ein hohes Gut. Im besten Fall finden wir da Schutz und Heimat, Intimität und Geborgenheit. Wie viel mehr gilt diese Feststellung für den kranken Menschen, der nicht nur einer optimalen ärztlichen Versorgung und Betreuung bedarf, sondern auch ein Bedürfnis nach klinischer Seelsorge hat, um heilende Kräfte im Kranken zu wecken. Am 27.06.2014 wurde die völlig umgestaltete Kapelle der Kreisklinik Berchtesgaden durch Weihbischof Wolfgang Bischof eingeweiht. Seither stand wieder ein Raum der Stille und des Gebetes für die Kranken und deren Angehörige zur Verfügung: Als Obdach für die Seele beim wöchentlichen Gottesdienst, zum meditativen Innehalten und für die individuelle Begegnung mit Gott, zum Ruhe suchen und zum Ruhe finden. Obwohl nach übereinstimmender Meinung ein wunderbarer Ort zum „Still sein vor dem Herrn“ hatten die Berchtesgadener das unbestimmte, aber starke Gefühl, dass etwas fehle. Der Verein der Freunde der Kreisklinik Berchtesgaden nahm sich diesem Anliegen an und konnte das Erfordernis nach einer marianischen Darstellung feststellen, die zur Kliniksituation passt und einen Bezug zur kunst- und kulturhistorischen Prägung der Region aufweist. In vielen Gesprächen mit dem Pfarrverband Berchtesgaden, dem Krankenhausträger, den Kliniken Südostbayern, sogar Herr Landrat Georg Grabner wurde eingebunden, sowie dem Kunstreferat der Erzdiözese München-Freising wurde eine allgemein akzeptable Lösung gefunden: Die Schutzmantelmadonna des verstorbenen Berchtesgadener Künstlers Hans Richter sollte passend in die Wand neben der Eingangstür eingefügt werden und die Kapelle marianisch bereichern. Da es sich bei diesem Andachtsbild um eine „Maria gravida“, also um eine Maria in der Hoffnung handelt, wird hiermit auch an die ehemalige Geburtsabteilung auf dem gleichen Stockwerk erinnert. Der Grafinger Bildhauer Robert M. Weber hat nun diesen Auftrag umgesetzt und Marienbild hat einen neuen prägenden wie einladenden Platz in der Kapelle erhalten. Am kommenden Freitag, dem 23. März 2018, um 16:00 Uhr wird das Andachtsbild im Rahmen einer Hl. Messe von Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob und Krankenhausseelsorger Pater Benno gesegnet. Die musikalische Umrahmung liegt bei Familie Holzner. Die örtliche Bevölkerung ist herzlich zur Segnungsfeier eingeladen. Foto: Die Schutzmantelmadonna (zugleich Maria gravida) an ihrem neuen Ort. 16.03.2018 Johannes Schöbinger Vorstandsmitglied

Bedeutung der Fastenzeit

Wieder kommt das Osterfest auf uns zu! Zur Vorbereitung darauf schenkt uns die göttliche Vorsehung jedes Jahr die Fastenzeit als „eine Zeit der Umkehr und der Buße“, welche die Möglichkeit der Rückkehr zum Herrn aus ganzem Herzen und mit dem gesamten Leben verkündet und bewirkt. Wir Christen fasten nicht, um noch religiöser zu werden oder Gott einen Gefallen zu tun. Sie verzichten auf etwas, um bewusst ihren Alltag zu unterbrechen und sich auf Gott auszurichten. Dadurch nimmt man Gottes Gegenwart oft stärker wahr. Durch Fasten schärft man seine Sinne und seinen Geist. Statt fernzusehen, nimmt man sich zum Beispiel Zeit, in der Bibel zu lesen und zu beten. Die Fastenzeit wurde nicht von der Kirche des ersten Jahrhunderts befolgt! Sie wurde zuerst von der Kirche in Rom während des Konzils von Nicea 325 A.D. attestiert, als Kaiser Constantine die Kirche offiziell als Staatsreligion des römischen Reiches anerkannte. Alle anderen Formen des Christentums, die Lehren im Gegensatz zur römischen Kirche hielten, galten als Feind des Staates. Im Jahr des Herrn 360 befahl das Konzil von Laodizea offiziell die Fastenzeit zu befolgen. Durch das Fasten vor Ostern machen sich Christen das Evangelium ganz neu bewusst: dass Jesus, der Sohn Gottes, als Mensch auf die Welt kam. Dass er uns nicht nur gezeigt hat, wer Gott ist, sondern bereit war, alles auf sich zu nehmen, was uns von Gott trennt: unser Versagen, unsere Scham, unsere Schuld. Christen erinnern sich daran, dass Jesus für ihre Schuld ans Kreuz ging und als Lösegeld für sie gestorben ist. Dass es genau 40 Tage und Nächte sind, bezieht sich darauf, dass auch Jesus so lange gefastet hat. Übrigens haben auch die großen Gottesmänner Mose und Elia jeweils vierzig Tage und Nächte gefastet. Jeder darf aber selbst festlegen, ob, wie lange und auf welche Art er fasten möchte. Durch das Fasten nimmt man sich bewusst Zeit, Gottes Gegenwart zu suchen. In der Bibel haben Menschen auch gefastet, um Busse zu tun. Das bedeutet, umzukehren von falschen Wegen und sich ganz neu auf Gott ausrichten. Durch Fasten kann man außerdem ausdrücken, dass man es mit einem bestimmten Gebetsanliegen ernst meint. Manche fasten auch einfach nur, um Gott zu ehren und ihm zu zeigen, wie viel er ihnen bedeutet. Drei Dinge sind es, die dem Glauben Festigkeit geben, durch welche die Frömmigkeit Bestand hat und die Tugend bleibt: Gebet, Fasten und Werke der Barmherzigkeit. Was das Gebet erbittet, das wird dem Fasten gewährt, und die Barmherzigkeit nimmt es in Empfang. Gebet, Barmherzigkeit und Fasten, die drei Dinge sind eins, und sie verleihen sich gegenseitig Leben. Die Seele des Gebetes ist das Fasten, das Leben des Fastens ist die Barmherzigkeit. Niemand reiße die drei auseinander, sie vertragen keine Trennung. Wer nur eines von ihnen besitzt und nicht alle zugleich, der hat nichts. Wer also betet, der faste auch; wer fastet, übe auch Barmherzigkeit; wer selbst gehört werden will, der höre auf den Bittenden; wer sein Ohr dem Bittenden nicht verschließt, der findet Gehör bei Gott. Wer an Jesus glaubt, ist erlöst und muss nichts mehr dazu tun. Man braucht also nicht versuchen, Gott durch Fasten zu beeindrucken. Fasten soll auch keine Art geistlicher Hungerstreik sein, um Gott zu etwas zu zwingen. Wer so fastet, glaubt vielleicht, er weiß es ein bisschen besser als Gott, wie es laufen soll. Und das bringt nichts. Letztendlich fasten muss freiwillig sein und sollte ein Ziel haben. Wer aus Gruppenzwang fastet oder gar nicht weiß, was er damit erreichen möchte, fastet vergebens.

Der Aschermittwoch

Der Aschermittwoch eröffnet die 40 tägige Fastenzeit, welche eine Vorbereitungszeit auf das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten an Ostern ist.
“Bedenke Mensch, dass du Staub bist”
Zum Beginn der Fastenzeit erinnert das Aschekreuz als Symbol an die Vergänglichkeit des Menschen. Die Asche für das Aschenkreuz wird aus den verbrannten Palmen- oder Buchsbaumzweigen gewonnen, die am vorjährigen Palmsonntag gesegnet wurden. Der Priester besprengt die Asche, die aus verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gewonnen wurde, mit Weihwasser und zeichnet den Gläubigen ein Aschekreuz auf die Stirn. Dazu spricht die Worte: “Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst” oder “Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium”.
Die Asche erinnert an die Vergänglichkeit des Menschen und symbolisiert, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Mit dem Aschekreuz auf der Stirn zeigen Christen, dass sie bereit sind zu Buße und Umkehr. Sie bekennen sich gleichzeitig dazu, dass für Christen das Kreuz und der Tod nicht das Ende sind, sondern Anfang eines ewigen Lebens bei Gott.
Asche ist das Symbol der Vergänglichkeit und das zentrale Symbol des Aschermittwoch. Mit dem Aschekreuz, das sich die Christen im Gottesdienst auf die Stirn zeichnen lassen, bekunden sie die Bereitschaft zur Umkehr und zu einem Neubeginn. Sich fastend einschränken, beim Essen und Trinken wie auch beim Konsum von Genussmitteln und möglicherweise anderen Genüssen, die vielleicht schon alltäglich geworden sind, ist eine Grundvoraussetzung zur Gesundung von Leib und Seele
Die österliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet mit der Karwoche. Sie umfasst 40 Tage und soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus in der Wüste verbracht hat.
Der Name des Feiertags leitet sich von einer Tradition der alten Kirche her: Damals zogen sich Büßer zu Beginn der Fastenzeit ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Die Tradition der Aschebestreuung ist seit dem 11. Jahrhundert auf die ganze Gemeinde übergegangen und gehört bis heute zur Liturgie der katholischen Gottesdienste an Aschermittwoch.
Viele Formen des Fastens
Früher war für die gesamte Fastenzeit mit nur einer täglichen Mahlzeit ein strenges Fasten vorgesehen, mittlerweile gilt dieses nur noch für den Aschermittwoch und Karfreitag.

Die Fastenzeit hat an erster Stelle nicht mit Einschränkung und Beschränkung zu tun, sondern mit Freiheit! Fasten soll mir die “Freiheit von” zurückgeben: Was nimmt mich gefangen, engt mich ein, entfremdet mich von mir selbst? Wie werde ich frei? Das Fasten soll mich befähigen, die “Freiheit für” neu zu bestimmen: Für welche Menschen, welche Werte, welche Aufgabe möchte ich frei sein? 

Mariä Lichtmess – Darstellung des Herrn

Zum geschichtlichen wie religiösen Hintergrund eines kirchlichen Brauchtumstages
Der Lichtmesstag am 2. Februar nimmt ein biblisches Ereignis zum Festanlass: Weil das mosaische Gesetz vorschrieb, ein neugeborenes Kind innerhalb von 40 Tagen nach seiner Geburt, in den Tempel zu bringen, beachteten auch die Eltern Jesu diese traditionelle Vorschrift. Gemäß dieser Regel galt der Akt der Reinigung der Mutter. Später, ab ca. 650 wurde daraus in der Westkirche (Rom) ein Fest Mariens: „Reinigung Marias“ und der 2. Februar zu einem Hochfest der Gottesmutter. Und das ist sicher auch eine Begründung dafür, dass der Weihnachtsfestkreis früher bis Lichtmess dauerte. Bis 1912 war dieser Tag in Bayern gesetzlicher Feiertag.

Darstellung des Jesusknaben im Tempel. Mit Simeon und der Prophetin Hanna um 1291, Mosaik. Rom, Santa Maria in Trastevere.

Laut dem Evangelisten Lukas wird Jesus bei seiner Vorstellung im Tempel vom greisen Simeon und der Prophetin Hanna als der eigentliche Herr des Tempels erkannt und benannt. Dieses biblische Ereignis führte zu dem christlichen Festtag “Fest der Begegnung des Herrn”: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet symbolisch dem Gottesvolk des Alten Bundes. Der Greis Simeon bezeichnete Jesus als das “Licht zur Erleuchtung der Heiden”. Beide Festtage wurden am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert.
In einer Zeit ohne elektrischen Strom hatten Kerzen und Wachs eine heute kaum noch vorstellbare Bedeutung und so fehlte bei kaum einem Bauernhaus ein Bienenstock. Kerzen und Wachsstöckl wurden nur zu besonderen Anlässen angezündet. Sie waren auch ein beliebtes Geschenk und wurden auf eigenen Märkten angeboten. Kerzenweihe und Lichterprozession kamen erst später hinzu, wodurch sich der Name “Mariä Lichtmess” einbürgerte. Das hatte seinen Grund darin, dass an diesem Tag die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht wurden, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden. Zur Erinnerung an diese Metapher weiht der Priester die Kerzen. Mit den Kerzen kann der Gläubige symbolisch das “Licht der Welt” in sein Haus holen. Welche Hoffnungen damit verbunden sein sollten, zeigt folgender alter Spruch:

„Heut ist der heilige Lichtmesstag,
die Kerzen die Kirch hineintrag!
Und lässt du sie weih’n,
schlägt kein Wetter ein.
Auf dem Acker wächst das Brot,
und der Teufel und der Tod,
die gehen alle zwei vorbei,
hast du Kerzen g’habt bei der Weih.“

Lichtmess, wichtiges Datum im bäuerlichen Kalender
Lichtmess war früher ein wichtiges Datum im bäuerlichen Kalender. Die Dienstboten bekamen am Lichtmesstag einige Tage (meistens bis zum Namensfest der Hl. Agatha am 5. Februar) frei. Es war der einzige “Urlaub”, den die Bediensteten im Jahr bekamen und die Schlenkeltage waren eine ersehnte Unterbrechung der schweren, gleichförmigen Arbeit. Außer dem Zahltag war Maria Lichtmess auch der Tag des Dienstbotenwechsels: “Heit is Lichtmesstag, singan de Moasn, heit is a scheena Tag, da muaß i roasn…”. Den Mägden und Knechten war es freigestellt, an dem Hofe, an dem sie bis zum 2. Februar waren, für ein weiteres Jahr zu bleiben oder sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Wollte der Dienstbote kündigen, so konnte er dies mit den Worten “Bauer, wir zwei machen Lichtmess” das Arbeitsverhältnis am Lichtmesstag beenden. Daraufhin wurde der Knecht oder die Magd dann ausgezahlt und erhielt vom Bauern das „Verdingbuch“, eine Art Zeugnis und Beurteilung über die geleistete Arbeit.

Altes Wachsstöckl, wie sie früher an Lichtmess verkauft wurden.

Ein schönes Wachsstöckl zum Lichtmesstag konnte jene Magd von jenem Knecht erwarten, dem sie das Jahr über das Bett machte. Der „Aufbettstock“ galt als Anerkennung für das Aufbetten, Kammerrichten und Wäschewaschen, das Frauenarbeit war. “Dirn, i hab dir an Wachsstock, iatzt muasst mi a mögn.”

Reich an religiösem Brauchtum

Dieser Tag war reich an religiösem Brauchtum wie z. B. das Rosenkranz Beten: Die gesamte Familie kam/kommt am Abend von Maria Lichtmess zusammen um den Rosenkranz zu beten. Hierbei brannten in der Stube so viele geweihte Kerzen bzw. eigene, dünne Lichtmesskerzlein, sogenannte Pfenniglichter wie Beter zugegen waren. Die Art und Weise, wie die jeweilige Kerze einer Person brannte, wurde gedeutet. Flackerte eine Kerze auffällig stark, hieß es, dass der Betende dieser Kerze bald krank werden würde. Ein zu frühes Erlöschen einer Kerze bedeutete nach dem Volksglauben den nahenden Tod. Gebetet wurde so lange, bis alle Kerzen abgebrannt waren. In manchen Bauernhöfen wurde die übriggebliebene Dochtasche – auf ein Stück Brot gelegt – als Schutzmittel dem Vieh zum Fressen gegeben.

Das Fest “Darstellung des Herrn”
Seit der Liturgiereform wird der Lichtmesstag wieder als Herrenfest gefeiert und führt den Namen “Darstellung des Herrn”. Denn der Erstgeborene “gehörte” nämlich Gott. So verändern kirchliche Reformen altes Herkommen und Brauchtum, auch wenn gängige Bauern- und Wetterregeln weitergelten:

“Wenn’ s zur Lichtmess stürmt und schneit – ist das Frühjahr nimmer weit!
Ist’ s zur Lichtmess hell und fein, wird’ s ein langer Winter sein.
Segnet man die Kerzen im Schnee, weiht man die Palmen im Klee.
Lichtmess im Klee — Ostern im Schnee !” Also: trübes bedecktes Wetter am Lichtmesstag wird allseits als günstig erachtet!

Und wie ist wohl dieses Jahr?

Kerzenhändler – Detail aus Gerner Kastenkrippe, um 1750
Text und Bilder: Johannes Schöbinger

Quelle: Stiftland Berchtesgaden

»Lichtmess hängt im luftleeren Raum«

Berchtesgaden – Früher war Mariä Lichtmess einer der wichtigsten Tage im Kirchenjahr. Das Ende der Weihnachtszeit. Heute, in der säkularisierten, egozentrischen Gesellschaft, spielt er kaum noch eine Rolle. Der Oberauer Diakon Michael König bedauert das. »Lichtmess hängt im luftleeren Raum«, findet er. Früher sei es, vor allem auf dem Land, üblich gewesen, der Kirche an Mariä Lichtmess Kerzen zu spenden und den eigenen Jahresbedarf weihen zu lassen. Beides gibt es heute kaum noch«, bedauert der Diakon. »Vielleicht mal eine Wetterkerze oder einen Wachsstock.« Auch sei es nur noch in wenigen Familien üblich, Kerzen für die Ange-hörigen anzuzünden. Wobei, immerhin: »Die jeweiligen Gottesdienste sind ziemlich gut besucht«, so Michael König. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil Mitte der 60er-Jahre beendete der Lichtmesstag die Weihnachtszeit. In Oberbayern wird das auch heute noch oft so gehandhabt. So wird auch, wie der Diakon erklärt, der Christ-baum im Pfarrhaus erst heute abgebaut. Obwohl die Weihnachtszeit heute offiziell mit dem Fest »Taufe des Herrn« am Sonntag nach dem Dreikönigstag zu Ende ist. Der Kerzenkauf für das Stiftsland Berchtesgaden läuft inzwischen zentral über die Kirchenverwaltung.Wie Michael König erklärt, melden die Mesner ihren jeweiligen Bedarf. Passt der Kostenvoranschlag, wird in der Re-gel bei einem Kerzenhändler in Höglwörth eingekauft. Was viele nicht wissen: Für die Verwendung von Kirchen-kerzen gibt es mehrere Vorschriften. So müssen sie zum Beispiel mindestens 10 Prozent Bienenwachs enthalten. Wie Michael König weiter erklärt, müssen sie außerdem naturweiß sein. Lediglich die sogenannten Apostelkerzen dürfen auch einen roten Fuß haben. »Die Größe der Altarkerzen richtet sich nach den jeweiligen Proportionen des Altars«, weiß der Diakon Apropos Altar: Es gibt sechs Altarkerzen, die sich neben dem Altar und nicht darauf befinden sollen. So wie in der Stiftskirche. »Nach scher Auffassung soll der Altar frei sein«, weiß König. Auch Blumenschmuck dort nichts verloren. Osterkerzen werden übrigens nicht an Lichtmess, sondern in der Osternacht geweiht. Eng mit Lichtmess verbunden ist die Spende des Blasiussegens am 3. Februar. Denn auch dabei spielen Kerzen eine wichtige Rolle. Der Segen soll die Gläubigen unter anderem vor Halsschmerzen bewahren. Und im Gegensatz zu den Lichtmessbräuchen ist der Blasiussegen nach wie vor populär. »Halsschmerzen sind auch heute noch gefährlich, die Dunkelheit nicht mehr«, sagt Michael König. »In Zeiten von Brandmeldern sind Kerzen nicht mehr beliebt.« Die Beliebtheit des Blasiussegens, der liturgisch wenig Bedeutung hat, erklärt der Diakon mit seiner Individualität. »Die Menschen wollen heute persönlich berührt werden.« Deshalb werden die Kirchen des Talkessels auch an diesem Wochenende wieder voll sein. Christian Fischer/ Quelle: Berchtesgadener Anzeiger